Leitartikel

Im Grunde räumt Putin ein großes Scheitern ein

IMAGO/SNA
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Mit der Teilmobilmachung geht der Kremlchef das größte Risiko seiner jahrzehntelangen Herrschaft ein. Und er eskaliert damit auch den Nervenkrieg mit dem Westen.

Wladimir Putin hat ein weiteres Stück düstere Geschichte geschrieben. In einer Rede an die Nation kündigte der Kremlchef die erste (Teil-)Mobilmachung seit 1945, seit dem Großen Vaterländischen Krieg, an. Putin schickt also Reservisten an die Front. Und er sagt, dass er sein Land „mit allen verfügbaren Mitteln“ beschützen werde. Subtext: Also auch mit Atomwaffen. Und für alle Zweifelnden reicht Putin nach: „Wir bluffen nicht.“ Zumindest rhetorisch führt Putin die Welt einen Schritt näher an den Abgrund. Die TV-Bilder zeigen einen zu allem entschlossenen, einen ruchlosen Kriegsherrn.

Wer ein zweites Mal hinsieht, erkennt aber auch einen mehrfach Gescheiterten. Ob Russland den Krieg verliert, ist wohl noch nicht entschieden. Aber gescheitert ist erstens Putins Zaubertrick, den größten Angriffskrieg in Europa seit 1945 als „Spezialoperation“ zu verkaufen. Von einem dreitägigen Einsatz in der Ukraine fantasierten sie im Kreml. Inzwischen dauert die Invasion schon sieben Monate – und ein Ende ist nicht in Sicht. Der Krieg, der bisher nicht so heißen durfte, ist ein Krieg: Das weiß jetzt jeder zwischen St. Petersburg und Wladiwostok.

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