Immobilie

Häuser unter dem Hammer

Im besten Fall erhält man ein neues Heim um bis zu 30 Prozent günstiger
Im besten Fall erhält man ein neues Heim um bis zu 30 Prozent günstiger Getty Images/Westend61
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Der Kauf einer Immobilie aus einer Zwangsversteigerung kann durchaus günstig sein, vorausgesetzt man bringt Geduld und Wissen mit.

Wien. Zum ersten, zum zweiten und zum dritten: Nein, wir befinden uns nicht in einem Auktionshaus wie dem Dorotheum und haben auch nicht gerade ein Bild oder ein Schmuckstück ersteigert.

Wir sitzen vielmehr in einem nüchternen Saal in einem Gerichtsgebäude, wobei die Auktion nicht weniger Spannung verspricht. Es geht um Immobilien – Häuser, Liegenschaften und Wohnungen sowie Betriebsobjekte, deren Besitzern die Schulden über den Kopf gewachsen sind und welche die Kreditraten nicht mehr stemmen können. Die Gläubiger – meist ist es die Bank – entschließen sich dann zur Ultima Ratio, wenn es keine Alternative mehr gibt: die gerichtliche Zwangsversteigerung der Immobilie.


253 entsprechende Auktionen wurden im Vorjahr laut dem Onlineportal „nummer1.at“ mit einem Höchstgebot abgeschlossen. Heuer waren es bis zum 9. September 173. Die Zahl der Anträge auf Zwangsversteigerungen ist jedoch deutlich höher, weil nicht alle Verfahren tatsächlich durchgezogen werden. Manchmal wird auf den Vollzug verzichtet, er wird aufgeschoben bzw. das Verfahren eingestellt. Laut Justizministerium wurden von Anfang 2020 bis März 2022 6012 Exekutionsanträge gestellt, wobei der Trend in diesem Zeitraum leicht rückläufig war. Nur in Wien und Kärnten stieg die Zahl der Anträge.

Die Situation könnte angesichts steigender Zinsen und damit teurerer Kredite, strengeren Vergaberegeln und höheren Baukosten sowie der anhaltend hohen Inflation aber drehen, heißt es im Justizministerium. Die Online-Plattform „ImmoScout24“ ortet bereits einen rund zehnprozentigen Anstieg. Noch sehen die Banken keine größeren Ausfälle. Aber das Risiko wächst. Denn große Zinsschritte in naher Zukunft sind so gut wie sicher. Dazu kommt noch die Abkühlung der Wirtshaft.

Im Justizministerium schließt man dennoch auch einen gegenläufigen Trend bei den Zwangsversteigerungen nicht aus: Die hohe Nachfrage nach Immobilien habe zur Folge, dass sich Verkäufer bzw. Gläubigerbank und Käufer auch privat einigen und damit eine Auktion obsolet werde. Zumeist sind es Einfamilienhäuser am Land, die unter den Hammer kommen, oft auch Baugrundstücke, seltener Wohnungen. Des einen Leid, des anderen Freud: Während für die ehemaligen Eigentümer oft ein Lebenstraum zerplatzt, ergibt sich für Interessierte die Gelegenheit, sich relativ günstig einen langgehegten Wunsch nach eigenen vier Wänden zu erfüllen. Eine Immobilie zu ersteigern – das ist angesichts der Preisexplosion am Immobilienmarkt in den letzten Jahren (Häuser verteuerten sich allein im Vorjahr um knapp 14 Prozent) ein durchaus interessanter Aspekt.

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