Leserstimme

Es geht niemanden etwas an, was eine Frau trägt

Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) hat sich im Fall Mahsa Amini bereits am 22.9.2022 klar positioniert und eine solidarische Erklärung abgegeben. Unsere Haltung ist eindeutig.

„Wo bleiben die Lichtermeere für Mahsa Amini?“ schrieb Andrea Schurian am 27. September und ließ es sich nicht nehmen, der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) Schweigen vorzuwerfen. Sie spekulierte, ob unsere „Lieblingswaffe, die Islamophobiekeule, diesmal gar so wirkungslos“ sei. Sie schlug vor, unser Pressestatement gegen das  inzwischen höchstgerichtlich aufgehobene Kopftuchverbot an Schulen „als Protestbrief an die islamischen Revolutionsführer“ zu „recyceln“.

Hätte sich Frau Schurian sorgfältig mit der Position der MJÖ zum Thema Bekleidungsvorschriften befasst, hätte sie folgenden Satz gefunden: „Was eine Frau auf ihrem Körper trägt oder nicht, ist alleine ihre persönliche Entscheidung und individuelle Freiheit.“ Sie hätte gefunden, dass die MJÖ als muslimische Organisation auch Frauen in ihren Führungspositionen hat, die kein Kopftuch tragen. Und dass – anders als von ihr verbreitet – die MJÖ sich auf Instagram und auf Facebook bereits am 22.9.2022 klar positioniert und eine solidarische Erklärung abgegeben hat.

Nicht nur das, die MJÖ war zum Zeitpunkt des Erscheinens des Artikels bereits Teil eines Bündnisses, das am 27.9.2022 eine Solidaritätsdemo für Mahsa Amini organisiert hat.

Unsere Haltung ist sehr klar und eindeutig: Wir finden, dass es niemanden was angeht, was eine Frau trägt oder nicht trägt. Wie viel eine Frau von sich zeigen oder bekleiden möchte, geht niemanden etwas an außer sie selbst.

Warum genau sie österreichische Schülerinnen und Studentinnen mit dem Iran in Verbindung bringt und ihnen implizit vorzuwerfen scheint, Kleidungszwang, Haftstrafen wegen Verstößen dagegen oder die Unterdrückung eines Volkes durch die Machthaber gutzuheißen, können wir uns nicht erklären. Aber im Sinne eines thematisch relevanten Dialogs möchten wir Frau Schurian gerne auf etwas aufmerksam machen: Während sie in ihren Kolumnen Kopftuchverbote fordert, sind wir konsequent in unserer Forderung nach Freiheit und Selbstbestimmung für alle Frauen.

Wir finden es irritierend, sich im Iran für Freiheit und in Österreich für Zwang auszusprechen. Wir setzen uns nicht nur dann für weibliche  Selbstbestimmung und Freiheit ein, wenn wir es richtig finden oder wenn es uns betrifft, sondern immer und überall.

Hager Abouwarda, Muslimische Jugend Österreich, 1230 Wien

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