Buchpräsentation

Christian Wehrschütz auf der Suche nach dem Kick

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Der ORF-Außenkorrespondent Christian Wehrschütz stellt sein neues Buch vor. In „Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria“ beschreibt er persönliche Erfahrungen.

Er habe begonnen, ein Buch zu schreiben, weil seine Frau auf ihn einwirkte, erzählt Christian Wehrschütz bei seiner ersten Buchpräsentation von „Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria“ am Donnerstag. Seine - wie er sagt - beste Medienberaterin, riet ihm, über die persönlichen Erfahrungen als Journalist aus Krisengebieten zu berichten. Zuvor in Form eines Online-Tagebuches im Ordner „Splitter“ abgelegt, entwickelte sich aus seinen Notizen ein Buch, „mit höchstgradig persönlichem und weniger analytischen Charakter“, beschreibt er.

Darth Vader im Titel habe weniger mit seiner durchaus ausgeprägten Star-Wars-Affinität zu tun als mit einer Begegnung im Wahllokal. Und auch hinter der Jungfrau Maria steckt eine Anekdote. Aber skurrile Sachen passieren dem Korrespondenten, der seit 1999 aus Belgrad über das ehemalige Jugoslawien und Albanien berichtet, auch in Wien. Kürzlich sei er für seinen eigenen Doppelgänger gehalten worden und in einem Supermarkt habe man seine Frau darauf hingewiesen, sie könne „doch keinen Kriegsberichterstatter damit belästigen, die Zahnpasta zu holen.“

In dieser Funktion habe er seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine bereits 100.000 Kilometer hinter sich gelassen. „Unfallfrei“, betont er, „aber es erhöht das Risiko, so viel und oft unterwegs zu sein.“ Obwohl es keine Ausbildung dafür gebe, wie man sich als Journalist - oder als Zivilist - in einem Kriegsgebiet zu verhalten habe, komme ihm seine Trainingszeit beim Bundesheer zugute. Er verstehe es, Weg-Zeit-Diagramme zu erstellen, eine Zwei-Mann-Kampf-Deckung aufzubauen und „im Sinne des Auftrags“ zu handeln.

Im Sinne des journalistischen Auftrags sei er auch schon in lebensgefährliche Situationen gekommen, sagt er, und erzählt vom Artilleriebeschuss in Kramatorsk. Grundsätzlich stelle er diesen Auftrag zwar nicht über sein Leben, aber es gebe ihm schon einen gewissen Kick, aus Krisengebieten zu berichten, sagt der 60-Jährige.

„Ich glaube, die Krim wäre eine rote Linie“ 

Wie er den russischen Präsidenten Wladimir Putin einschätzt? „Gar nicht. Aber ich wage es, einen „educated guess“ abzugeben: Ich glaube, man kann davon ausgehen, dass wir auch 2023 noch aus Kriegsgebieten in der Ukraine zu berichten haben. Denn es gilt: Je krisenhafter die Situation wird, desto gefährlicher. Alle Schritte, die nun zu setzen sind, werden radikaler.“ Wenn es um den Einsatz von Atomwaffen geht, sagt er: „Ich glaube, die Krim wäre eine rote Linie.“

Obwohl mit dem Herbst auch die Schlammperiode bevorstehe, sei man gut damit beraten, „das Fell des Bären nicht zu verteilen, bevor er erlegt ist“, resümiert der Auslandskorrespondent.

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