Theaterkritik

Die besten Bretter? Im Theater in der Josefstadt!

Moritz Schell
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In Alexander Ostrowskijs „Der Wald“ hat Direktor Herbert Föttinger ein Heimspiel und Robert Meyer ein ebenso umjubeltes Gastspiel. Im Zentrum des soliden Ensembles glänzt Andrea Jonasson.

Theater über Theater, Schauspieler spielen Schauspieler, das ist inflationär in der angeblich postdramatischen Theaterära, und das kann nerven. Im Theater in der Josefstadt tut es das nicht. Wenn Herbert Föttinger, hierorts Direktor, und Robert Meyer, emeritierter Direktor der Volksoper, zwei abgesandelte Provinzschauspieler geben, die wie verdreckte Engel in eine alte, allzu alte Welt platzen, dann ist das großes Theatertheater. Qualtingers Sketch „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben“ mit äußerer Handlung sozusagen.

Und was für einer Handlung! Zugegeben: Wer Alexander Ostrowskijs „Der Wald“ (aus dem Jahr 1871) lesend überfliegt, ist leicht verwirrt, nicht nur wegen der typisch russischen Flut an Namen. Aber wenn das Stück gut gespielt wird, dann versteht man den geschickt gestrickten Plot mühelos. Das Theater an der Josefstadt spielt es gut. Als Komödie nämlich, in der sich alle Personen aufführen und vorführen, in der knarrenden Mechanik ihrer alten Welt, deren letztes Schmiermittel das Geld ist. Die Bühne, gebastelt von Sophie Lux, besteht aus groben Brettern, darüber steht ein riesiger melancholischer Mond, zugleich, wie bei Pink Floyd in den Siebzigern, die Projektionsfläche für die Videos. Sie zeigen zu Beginn den Wald, den die Feudalherrin zu verkaufen gezwungen ist. Andrea Jonasson gibt diese Dame mit empfindlichen Schläfen, hinter denen späte Liebeslust erwacht, mit matten und doch entschiedenen Gesten: Sie hat schon alles gesehen und gespürt, aber sie will noch mehr sehen und spüren . . .

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