Kim de l'Horizon in Frankfurt vor der Verleihungszeremonie des Buchpreises.
Literatur

Queere Literatur: Sie fallen auch mit ihren Büchern auf

Kim de l'Horizon hat mit dem innigen und formal verspielten Roman „Blutbuch“ den Deutschen Buchpreis gewonnen. Nicht nur sie/er geht stilistisch neue Wege. Eine Würdigung – und vier Empfehlungen.

Nein, dieses Buch hat keinen Stil. Es hat gleich vier davon. Es ist fast altmodisch metaphernreich und rhythmisch zu Beginn, wenn es in die Berner Kindheit der Neunzigerjahre führt, ins Haus der Großmutter. Nüchtern im zweiten Kapitel, das die Historie der Blutbuchen erforscht. Es ist wild, zeitweise im Dialekt geschrieben im dritten Teil. Und zum Schluss wählt Kim de l'Horizon die intime Form des Briefes. Kann man das so machen? Formal hin und her springen? Autofiktional anfangen und dann plötzlich die irrsten Familiengeschichten erfinden, von einer Barbara, geboren 1442, die sich am Mutterkorn berauscht, und einer Johanna im 17. Jahrhundert, die im Alter von drei Monaten in kochende Milch fällt und überlebt?

Ja, befand auch die Jury des Deutschen Buchpreises, die mit „Blutbuch“ ein Debüt ausgezeichnet hat. Das, wie bei Debüts oft der Fall, kraftvoll ist und eine ganz eigene Dringlichkeit hat – aber noch nicht die Reife und handwerkliche Meisterschaft eines späteren Werkes.

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