Iran

Im Iran festgenommener Österreicher offenbar kein Doppelstaatsbürger

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October 20, 2022, Tehran, Iran: A picture obtained by ZUMA outside Iran, reportedly shows protesters set fire as they clIMAGO/ZUMA Wire
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Die österreichische Botschaft in Teheran bemüht sich nach wie vor um weitere Informationen zum Festgenommenen, der immer noch in Haft ist. Indes gehen die Proteste im Iran weiter.

Der diese Woche im Iran festgenommene Österreicher befindet sich weiter in Haft. Die österreichische Botschaft in Teheran arbeite mit Hochdruck daran, weitere gesicherte Informationen zu erhalten, hieß es am Freitag auf APA-Anfrage aus dem Außenministerium. Es handle sich wahrscheinlich um einen österreichischen Staatsbürger, nicht um einen österreichisch-iranischen Doppelstaatsbürger, eine endgültige Bestätigung dafür seitens des Iran stehe aber noch aus, so eine Sprecherin.

Der Mann dürfte nicht beim Außenministerium als Reisender oder Auslandsösterreicher registriert gewesen sein. Für den Iran gelte seit 4. Oktober eine Reisewarnung, das Außenministerium empfehle allen Österreicherinnen und Österreicher dringend, das Land zu verlassen, wurde betont.

Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur FARS hatte am Mittwoch gemeldet, dass sich 14 Ausländer, darunter ein Österreicher, in Haft befänden. Laut Außenministerium wird dem Österreicher ein Delikt vorgeworfen, das nicht in Zusammenhang mit den Demonstrationen steht.

Derzeit sind laut "Kurier" rund 150 Auslandsösterreicher im Iran registriert, die überwiegende Mehrheit davon sind Doppelstaatsbürger. 20 Personen sind derzeit trotz der Reisewarnung reiseregistriert.

Zwei österreichisch-iranische Doppelstaatsbürger sitzen seit Jahren in Haft im Iran. Der Wiener IT-Experte Kamran Ghaderi wurde 2016 bei einer Geschäftsreise im Teheran festgenommen. Der Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft Massud Mossaheb wurde Anfang 2019 bei einem Besuch in Teheran festgenommen. Beide wurde nach Spionagevorwürfen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Proteste in Sahedan

Indes gehen die Proteste im Iran weiter. Drei Wochen nach der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in der iranischen Stadt Sahedan im Südosten des Landes haben dort am Freitag wieder Hunderte Menschen gegen die Regierung in Teheran demonstriert. In online veröffentlichten Videos waren Demonstranten vor einer Polizeistation zu sehen, die "Tod dem Diktator" skandierten. Ein weiteres vom US-finanzierten Radiosender Farda geteiltes Video zeigte Protestierende, die nach dem Freitagsgebet "Tod für Khamenei" riefen.

"Etwa 57 Randalierer" seien festgenommen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA unter Berufung auf den Polizeichef der Provinz Sistan-Baluchistan, Ahmad Taheri. "Heute Mittag, nach dem Freitagsgebet in der Makki-Moschee in Sahedan, skandierten etwa 100 bis 150 Schläger und Randalierer Parolen und bewarfen Geschäfte, Autos und Banken mit Steinen", sagte er demnach. Die "Anstifter" seien identifiziert worden, die Polizei ermittle.

Die nahe der Grenze zu Afghanistan und Pakistan gelegene Provinz ist eine der ärmsten Regionen des Landes und Heimat der belutschischen Minderheit. Sie hängt mehrheitlich dem sunnitischen Islam an und nicht dem im Iran vorherrschenden Shia-Islam. Menschenrechtsorganisationen beklagen seit langem ihre Diskriminierung durch die schiitische Führung in Teheran. Jedes Jahr werden unverhältnismäßig viele Belutschen bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften getötet oder verurteilt und hingerichtet.

Die Proteste in Sahedan begannen am 30. September, nachdem ein junges Mädchen mutmaßlich von einem Polizisten vergewaltigt worden war. Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste vor drei Wochen wurden nach Angaben der in Oslo ansässigen Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) 93 Menschen in Sahedan getötet. Insgesamt starben im Iran bisher laut IHR mindestens 122 Demonstranten.

Entzündet hatten sich die seit Wochen unvermindert andauernden Proteste im ganzen Land am Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini. Die 22-Jährige war am 16. September in Teheran gestorben, nachdem sie von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden war. Sie hatte ihr Kopftuch angeblich nicht vorgeschriftsgemäß getragen. Aktivisten werfen den Sicherheitskräften vor, die junge Frau misshandelt zu haben.

(APA)

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