Konzerthaus

Mitreißender Schostakowitsch aus Montreal

Das Orchestre symphonique de Montréal brachte den jüngsten Chopin-Preisträger mit und brillierte mit Schostakowitsch.

Werden zwei Zugaben zur Regel? Wie jüngst im Musikverein ließ auch das Publikum im Konzerthaus den Solisten erst nach zwei Encores ziehen. So begeistert hatte der 24-jährige Bruce Liu mit seiner Darstellung des Soloparts von Rachmaninows Paganini-Rhapsodie. Dabei erwies sich der Sieger des vorjährigen Warschauer Chopin-Wettbewerbs nicht, wie man es bei diesem Werk allzu oft erlebt, als kraftstrotzender Virtuose, sondern als subtiler, vor allem gedankenvoller Poet. Zuweilen erweckte es fast den Anschein, als versuchte er mit seiner betont poetischen Lesart eine Brücke zu Chopin zu schlagen.

Diesen hatte er auch im Programm: mit dem cis-Moll-Nocturne aus dem Nachlass als zweiter Zugabe. Mit der ersten schloss er direkt an die Rachmaninow-Rhapsodie an – nämlich mit Liszts Etüde „La Campanella“, die wie diese eine Paganini-Melodie als Inspirationsquelle hat. Auch hier faszinierte er mit seiner staunenswerten manuellen Fertigkeit, ohne je ins Kraftmeierische abzugleiten. Auf seine weitere Entwicklung darf man gespannt sein.

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