Buchbesprechung

„Unschuld“: Wer mit Waffen aufwächst

Takis Würger scheut sich nicht, in seinen Romanen kontroverse Themen zu behandeln.
Takis Würger scheut sich nicht, in seinen Romanen kontroverse Themen zu behandeln.(c) Peter Rigaud
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Zwischen den Fronten der gespaltenen US-amerikanischen Gesellschaft siedelt Takis Würger seinen Roman „Unschuld“ an, in dem eine Tochter den Vater aus der Todeszelle holen will.

„Gott hat die Menschen geschaffen, und Samuel Colt hat sie gleich gemacht“, lässt Takis Würger eine Waffenlobbyistin in seinem neuen Roman „Unschuld“ sagen. Was er dann erzählt, ist jedoch eine Geschichte der Ungleichheit. Auf der einen Seite stehen die Rosendales, eine wohlhabende Unternehmerfamilie, nach der sogar der Ort im US-Bundesstaat New York benannt ist, in dem sie leben. Sie, vor allem der Patriarch Jonathan, gelten als Sprachrohre der National Arms Association. Zweifellos spielt Würger auf die National Rifle Association an, die den Zweiten Zusatzartikel der US-Verfassung wirkmächtig verteidigt, das Recht auf den Besitz und das Tragen von Waffen.

Auf der anderen Seite steht Molly Carver, die bei ihrem alleinerziehenden Vater Florentin in einer Wohnwagensiedlung aufwächst. Florentin arbeitet bei den Rosendales als Mechaniker, die beiden sind arm, aber nicht unglücklich, bis beim Vater die Huntington-Krankheit diagnostiziert wird, die zu einer Rückbildung von Nervenzellen in seinem Gehirn und damit, wie er überzeugt ist, zum baldigen Tod führen wird. Seine größte Sorge: Hat auch Molly die Erbkrankheit? Eines Abends fährt er sie nach New York und setzt sie vor der Tür seines Bruders ab. Kurz darauf klicken bei ihm die Handschellen. Der ältere der zwei Rosendale-Söhne ist erschossen worden. Mollys Vater gesteht und landet in der Todeszelle.

Im Haus des Gegners. Zehn Jahre später soll das Urteil vollstreckt werden. Molly, mittlerweile eine junge Frau, lebt bei ihrem Onkel im New Yorker Stadtteil Queens, trainiert Boxen und bezeichnet sich selbst als „white trash“, als weiße Unterschicht. Nachdem alle Begnadigungsersuchen gescheitert sind, lässt sie sich auf ein gewagtes Manöver ein. Mithilfe einer Journalistin, für die sie investigativ berichten soll, schleust sie sich unter falscher Identität als Haushaltskraft bei den Rosendales ein, um nach Beweisen für die Unschuld ihres Vaters zu suchen. Jonathan Rosendale durchschaut das Spiel, lässt sie aber im Haus wohnen . . .

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