Gegen Kaffee kommt in Wien nicht so schnell was an. Doch die Teefans werden jünger, das Bewusstsein für die Vielfalt wird größer. Und sogar zum Schnitzel gäbe es einen passenden Tee.
Erst vor ein paar Tagen hatte Anouk Siedler wieder so einen Moment: Ein neuer Tee war eingetroffen. „Und ich konnte mich daran einfach nicht satt riechen“, sagt sie. „Das ist das Faszinierende am Tee: dass die Vielfalt kein Ende nimmt. Und immer, wenn man glaubt, dass es das jetzt war, stößt man auf einen Tee, der einen völlig von den Socken haut.“ Wie der vor ein paar Tagen eben – ein Gyokuro, also ein spezieller Grüntee aus Japan, aromatisch, süß, mild. Und für Anouk Siedler eben: Wow.
In dem kleinen Teehaus Rami Tea in der Lerchenfelder Straße in Wien-Josefstadt, das Siedler mit Teresa Dolezal und Kate Thompson vor Kurzem aufgesperrt hat, kann man den Tee kaufen oder gleich vor Ort trinken, neben rund 30 anderen teils ausgefallenen Teesorten wie handgepflücktem weißen Tee von 300 Jahre alten Teebäumen, Grüntee aus Stängeln, die bei der Produktion von Sencha übrig blieben oder Schwarztee aus Georgien, wo manche die verfallenen sowjetischen Teeplantagen wieder aufleben lassen.
Darauf sind die drei jungen Frauen über Umwege gekommen. Seit gut vier Jahren betreiben sie das Keramikstudio Rami, fertigten unter anderem Tassen, Schalen und Kannen. Und interessierten sich mehr und mehr auch für den potenziellen Inhalt, eben: Tee.