USA

Pandemie der Einsamkeit

Sunset in New York City
Sunset in New York City(c) Getty Images (Gary Hershorn)
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US-Amerikaner waren schon vor Corona äußerst einsam, junge Menschen dabei wesentlich öfter als andere. Mittlerweile sogar (fast) freiwillig. Woran liegt das?

Es ist Freitagabend in Manhattan: Die Sonne hat die Brooklyn Bridge gerade noch in tiefe Rosatöne eingefärbt, und unten auf der Straße klingelt ein Pärchen an einer Haustür. Der eine mit grüner Augenmaske und grünem Umhang, der andere im Zorro-Kostüm. Aus dem Eingang gegenüber stiefelt eine Frau mit großem schwarzen Hexenhut.

Ein paar Straßen weiter oben auf der Insel macht sich indes Flora bereit für die Halloween-Party. Ihre Halloween-Party. Bier ist eingekühlt, Chipstüten stehen auf der Küchentheke. Flora ist einigermaßen nervös: Ob ihr schwarzer Tüllrock sitzt oder nicht, ist ihr egal. Es ist ihre erste Party seit drei Jahren. Sechs Leute hat sie eingeladen.

So viele Menschen waren schon lang nicht mehr bei ihr zu Hause. Die 28-Jährige ist im Frühling von Melbourne nach New York gezogen. Mit dem Umzug haben sich ihre Freundschaften verändert, und Flora hat vor allem Zeit mit ihren Arbeitskollegen und ihrem Partner verbracht. Doch da ist auch noch eine andere Sache: Flora hat eine Immunschwäche. Die Coronapandemie hat sie zum Einsiedeln gezwungen. „Ich denke, manchmal sehen mich meine Freunde als Langweilerin“, sagt sie. „Aber ich traue mich einfach nicht, mich dem Risiko auszusetzen. Alle tun so, als ob die Pandemie vorbei sei“, aber: In den USA steigen auch die Zahlen der mit der saisonalen Grippe Infizierten, zusätzlich geht ein lästiger Husten um, besser bekannt unter der Abkürzung des Erregers, RSV, zu Deutsch: humanes respiratorisches Synzytial-Virus. Flora macht sich Sorgen. Sechs Leute – das ist das höchste der Gefühle.

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