Mit „Spongebob“ kommt ein Broadway-Stück nach Wien, das zeigt, wie kindlich Erwachsenentheater sein darf.
Kinder seien das ehrlichste Publikum, heißt es oft. Vielleicht sind sie auch das offenste, immer bereit, sich auf Illusionen einzulassen. Wenn es darum geht, mit einer Bühnenhandlung ungefilterte, emotionale Reaktionen auszulösen, ist das gute alte Kasperltheater unangefochten. Insofern ist spannend, was neulich in der Grazer List-Halle zu beobachten war, wo das derzeit durch den deutschsprachigen Raum tourende „Spongebob“-Musical haltmachte (Wien-Termin: 4. 11., Stadthalle): reges Gezappel, spontane Ausrufe, heiter stampfende Füße. In einem Auditorium, in dem zu 90 Prozent (junge) Erwachsene saßen.
Es liegt wohl ein wenig an dieser Zeichentrickfigur, die es vermag, das Kindliche in ausgewachsenen Menschen anzuregen – auch in ihrer Bühnenversion: Darsteller Michiel Janssens braucht hier keine quadratische Form, überhaupt kein aufwendiges Kostüm, um unverwechselbar Spongebob zu sein. Mit nervtötender Stimme und effektiver Gestik schlüpft er in den unerschütterlich optimistischen Meeresbewohner. Dass er sich, wie das ganze Ensemble, in Kindertheater-typischem, aufgeregtem Overacting übt, mag Erwachsenen-Nerven strapazieren – passt aber zu dieser Serie, die sich Formen des Kinderfernsehens bedient, um dann mit surrealen Spielereien und anarchischen Schmähs auch ältere Seher zu amüsieren.