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Russland setzt "Sotschi-Dialog" mit Österreich fort - ohne Österreich

Das österreichisch-russische Forum war nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine stillgelegt worden. Während sich seitens Österreichs daran auch nichts ändern wird, veröffentlicht Moskau Ausschreibungen und veranstaltet Dienstreisen nach Wien.

Das österreichisch-russische Zivilgesellschaftsforum "Sotschi-Dialog", dessen Ruhendstellung vom Außenministerium in Wien nach dem russischen Überfall auf die Ukraine verkündet worden war, wird von Moskau ohne die offiziellen Partner in Österreich fortgesetzt. Dies zeigt das amtliche russische Ausschreibungsregister, in dem im Oktober 2022 mit Verweis auf den "Sotschi-Dialog" Ausschreibungen im Ausmaß von knapp zwei Millionen Rubel (31.000 Euro) veröffentlicht wurden.

Konkret hatte das dem russischen Außenamt unterstellte Moskauer Institut für internationale Beziehungen (MGIMO), das das russische Sekretariat des "Sotschi-Dialogs" beherbergt, mit Verweis auf dieses Zivilgesellschaftsforum Aufträge in Bezug auf einen "Tennis-Tag" in Moskau, eine virtuelle Schau über "Russische Lebensweise in traditionellen russischen Holzhütten" sowie den Katalog einer Fotoausstellung vergeben.

Die Rede war aber auch von einer 6400 Euro teuren Arbeitsreise vom 6. bis zum 11. Oktober 2022 nach Wien, die mit der Teilnahme einer Person an einer Ausstellung des österreichischen Künstlers Leo Stopfer begründet wurde. Die Ausstellung von Stopfer, der Ballett-Tänzerinnen malt, eröffnete am 6. Oktober in einem Wiener Innenstadthotel. Aus Moskau sei die russische Direktorin des "Sotschi-Dialogs", Marija Matwejewa, angereist, erklärte der Künstler. Hintergrund seien seit zwei Jahren laufende Gespräche über eine mögliche Ausstellung seiner Werke in Russland gewesen, berichtete Stopfer. "Viele der großen Ballett-Stars sind Russinnen", erläuterte er das russische Interesse.

„So lange die Waffen sprechen, schweigt der Dialog"

Aus offizieller österreichischer Perspektive ist der 2019 von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seinem Amtskollegen Wladimir Putin lancierte "Sotschi-Dialog" seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine Ende Februar 2022 stillgelegt. An diesem Status habe sich auch sich nichts verändert, bestätigte Anfang der Woche eine Sprecherin des österreichischen Außenministeriums. Es hätten jedenfalls keine Treffen Matwejewas mit Vertreterinnen und Vertretern des Außenministeriums stattgefunden, betonte sie.

Veranstaltungen im Rahmen des "Sotschi-Dialogs" könne er sich aktuell nur schwer vorstellen und wenn nur eine Seite etwas mache, sei das kein Dialog, zeigte sich der österreichische Co-Vorsitzende dieses Forums, Christoph Leitl, verwundert. "So lange die Waffen sprechen, schweigt der Dialog", erklärte er. Er habe nicht gewusst, dass die russische Direktorin nach Wien gereist sei, und er habe sie auch nicht getroffen, sagte Leitl.

(APA)

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