Psychologie

In der Krise zeigt sich der Mensch kooperativ

In der Krise sind Menschen eher zur Zusammenarbeit bereit.
In der Krise sind Menschen eher zur Zusammenarbeit bereit.(c) Getty Images
  • Drucken

Wie reagieren Menschen in der Krise? Mit Zusammenarbeit und Grundvertrauen ineinander - aber nur auf Zeit. Das zeigt eine aktuelle Studie aus den Niederlanden.

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ lautet ein oft angeführtes Zitat des deutschen Dichters Friedrich Hölderlin, das besonders seit der Coronapandemie wieder gerne angeführt wird. Hölderlin hat recht behalten, zumindest falls er damit die Reaktion von Menschen in Krisenzeiten beschreiben wollte.

Denn droht Gefahr, denken Menschen gemeinschaftsorientiert und neigen intuitiv dazu, einander zu vertrauen - auch wenn das in apokalyptischen Serien und Filmen oft anders dargestellt wird. Eigene Ressourcen werden in solchen Situationen bevorzugt zum Wohl aller eingesetzt, auf Privilegien und Freiheiten freiwillig verzichtet. Dieser Effekt hält aber nur bedingt an, wie ein Experiment einer niederländischen Forschungsgruppe zeigt.

Gefahr fördert die Kooperation

Im Rahmen eines Kooperationsspiels wurden 100 Versuchsteilnehmer dazu aufgefordert, gemeinsam mit Geldressourcen zu haushalten. Je drei Versuchsteilnehmer bekamen pro Runde Geldeinheiten ausbezahlt, von deinen ein beliebiger Teil in einen Gemeinschaftstopf abgeführt werden konnte. Der eingesammelte Betrag wurde danach um die Hälfte aufgestockt und erneut an die Teammitglieder ausbezahlt. Je mehr Geld für die Gemeinschaft abgegeben wurde, desto besser das Ergebnis für alle, gleichzeitig drohte die Gefahr im Verhältnis mehr als die anderen abzugeben.

Dieses Spiel wurde in zahlreichen Runden unter drei verschiedenen Bedingungen wiederholt. Einmal ohne jegliche Konsequenzen, einmal unter der willkürlichen Zuführung leichter Elektroschocks und ein drittes Mal unter der Zuführung deutlich unangenehmer Elektroschocks. Diese Schocks wurden jeweils gleichzeitig an alle drei Versuchspersonen verabreicht. Steigt in einer solchen Gefahrensituation also die Kooperationsbereitschaft?

Kooperationseffekt verblasst

Das ist tatsächlich der Fall. In den Runden, in denen Elektroschocks zugeführt wurden, konnte deutlich mehr Geld im Gemeinschaftstopf gesammelt werden. Dieser Effekt verblasse allerdings mit der Zeit und das Level der Kooperationsbereitschaft pendelte sich nach einigen Runden auf dem Niveau der elektroschockfreien Spielrunden ein. Dennoch lässt sich daraus schließen, dass Menschen bei drohender Gefahr länger zusammenarbeiten. Besonders trifft das auf Menschen zu, die sich auch ohne Gefahrensituation zu kooperationsbereitem Verhalten neigen.

Weitere Forschungsergebnisse

Ob und wie Menschen in einer realen Krise reagieren - dafür gibt es keine Garantie. Andere Forschungsergebnisse legen laut der Studie nahe, dass in Experimenten, bei denen Menschen ungleich viele Ressourcen zur Verfügung hatten, eher darauf geschaut wurde, den eigenen Vorteil zu erhalten.

(chrima)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.