„Presse“-Schau

Design mit Mantra und Magie

Auf mehr als 5000 Quadratmetern versammeln sich bei der „Presse“-Schau in der Marx Halle Design, Handwerk und Kreativität.
Auf mehr als 5000 Quadratmetern versammeln sich bei der „Presse“-Schau in der Marx Halle Design, Handwerk und Kreativität.Roland Rudolph
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Noch bis Sonntag präsentieren 160 Aussteller in der Marx-Halle edle Uhren, maßgefertigte Möbel, spannende Reiseziele und Innovationen.

Auf den ersten Blick sieht man nicht, was Besonderes in den Armbanduhren steckt, die Martin Klocke da herzeigt: Es ist zweifellos eine schöne Uhrenserie, die er – inspiriert von Modellen der 1960er-Jahre – entwickelt hat. Die von ihm neu aufgelegte Sherpa Ultradive war wohl nicht ohne Grund die Lieblingsuhr von Alain Delon.

Doch das Geheimnis steckt tief im Inneren des Gehäuses: ein buddhistisches Mantra, das vom Uhrwerk wie von einer Gebetsmühle in die Welt hinausgeschickt wird. Auf das millimetergroße Sekundenrad und das noch kleinere Ankerrad hat Klocke – Maschinenbauingenieur, Vintage-Uhrenfan und tibetischer Buddhist – per Laser einen Schriftzug gravieren lassen: „Om mani peme hung: Die Allzweckwaffe unter den Mantras.“

Damit heben sich seine Sherpa-Uhren, die vor wenigen Monaten auf den Markt gekommen sind, zweifellos ab, wobei auf der „Presse“-Schau zahlreiche andere Besonderheiten warten. Gerade für Uhrenfans – aber nicht nur: Mit mehr als 100 ausgestellten Uhren- und Schmuckmarken ist die Schau, die noch bis Sonntag in der Wiener Marx-Halle stattfindet, in diesem Bereich eine der größten Publikumsmessen Europas.

Auf 5000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden freilich auch zahlreiche andere Genres präsentiert: von (Möbel-)Design über Reiseziele und Autos bis zu Handwerk. „Es ist nicht eine Messe, sondern die Messe, die für alle Lebensbereiche etwas zu bieten hat“, sagt Andreas Rast, Geschäftsführer der „Presse“.

Da ist einiges dabei, das man hier zum ersten Mal bewundern kann. Die Uhren der Salzburger Marke Doppelgänger beispielsweise: ungewöhnlich designte, edle Stücke voller hoch komplizierter Mechanik, mit einem völlig neuen Zeitanzeigesystem – die sich, bei einem Preis von 200.000 Euro, an eine sehr ausgewählte Klientel richten. Die Firma Breitwieser zeigt ihre von Bildhauer und Architekt Norbert Wangen gestaltete marmorne Outdoorküche. Und der deutsche Lichtdesigner Occhio präsentiert auf der Schau seine neuesten Lampen – inklusive „David-Copperfield-Effekt“, wie es Salesmanager Otto Robert Bernhart nennt.

Gemeint ist: Die Deckenlampen aus der Mito-Serie – ihr charakteristisches Designmerkmal ist der offene Kreis – lassen sich mittels Handbewegungen nach oben und unten fahren. Sie verströmen kühles Schreibtischlicht oder warmes, das an Kerzenlicht erinnert, sie strahlen direkter oder indirekter – und verschwinden neuerdings sogar in der Decke. „Es sind sozusagen mehrere Leuchten in einer. Es soll auch Freude machen, mit der Leuchte zu interagieren.“

Außerdem kann man bei den insgesamt 160 Ausstellern in der Marx-Halle unter anderem in skandinavisches Design eintauchen, italienische Fliesen und maßgefertigte österreichische Holzmöbel entdecken. Man kann Luxusautos von Porsche bis Maserati bewundern, unterschiedliche heimische Gins verkosten und sich zu näheren und ferneren Reisen inspirieren lassen – von der Oststeiermark über Jamaika über Japan zur Kirschblüte und die Cook-Inseln bis nach Afrika.

Revolutionäre Klangkörper

Man kann auch eine echte österreichische Innovation erleben: die skulpturalen Klangkörper von Carl Lechleitner (Cale), der ursprünglich Fußböden gestaltet, unter anderem in 3-D. Mit einer patentierten Technik – der in Oberösterreich beheimatete Unternehmer spricht von flüssigem Glas – bringt er die unterschiedlichsten Objekte zum Klingen: Eine runde Fotografie vom Mond, ein filigran gearbeiteter Drache, sogar alte Jeans wurden in seinem Atelier zu Klangkörpern.

Lechleitners Meisterstück: der sogenannte Monolith, eine mannsgroße, tiefschwarze Skulptur, die mit ihrem Klang den Mailänder Dom ausfüllen kann. „Ohne Lautsprecher – das ist das Revolutionäre.“

AUF EINEN BLICK

Die „Presse“-Schau findet noch bis zum 6. November in der Wiener Marx Halle statt. Sie versammelt rund 160 Aussteller in fünf Erlebniswelten: Design, Handwerk, Mobil, Kulinarik und Reise. Dieses Jahr neu: das Rahmenprogramm mit Diskussionen und Vorträgen: Am 5. November unternimmt „Schaufenster“-Chefredakteur Daniel Kalt eine Wertbestimmung von Schmuck (13 Uhr), am 6. November gibt es Vorträge zu Japan zur Kirschblüte (11 Uhr) und die Cook Inseln (13 Uhr). Ab 13 Uhr empfängt zudem Carl Lechleitner (Cale) das „Wunderkind der Farben“, den zehnjährigen Maler Mikail Akar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2022)

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