Kolumne zum Tag

Warum Journalisten und Politiker so unbeliebt sind

PK BUNDESREGIERUNG UND GECKO ZUM THEMA 'AKTUELLE ENTWICKLUNGEN DER CORONAMASSNAHMEN'
PK BUNDESREGIERUNG UND GECKO ZUM THEMA 'AKTUELLE ENTWICKLUNGEN DER CORONAMASSNAHMEN'APA/FLORIAN WIESER
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Zwischen Umfragen und persönlicher Begegnung gibt es eine beachtliche Diskrepanz. Was steckt dahinter?

Es gibt da ein Phänomen, aus dem ich seit jeher nicht schlau werde. Angeblich haben Politiker und Journalisten das schlechteste Image in der Bevölkerung. Erst vor ein paar Wochen, als ich wegen eines Interviews bei Gesundheitsminister Johannes Rauch war, meinte er, dass Politiker keine hohe Glaubwürdigkeit genießen würden und er deshalb darauf hoffe, dass niedergelassene Mediziner ihre Patienten dazu bringen, sich zum vierten Mal impfen zu lassen. Schließlich verfügten Ärzte über die höchste Glaubwürdigkeit von allen.

Nun habe ich in meinem Bekanntenkreis viele Politiker und Journalisten, auch beruflich bewege ich mich naturgemäß in diesen Kreisen. In den vergangenen 15 Jahren habe ich kein einziges Mal erlebt, dass sie in einem Restaurant, einer Bar, einer Diskussionsrunde oder woanders schlecht behandelt wurden. Das Gegenteil ist der Fall, sie werden respektiert und geachtet, um nicht zu sagen hofiert. Denn aus irgendeinem Grund geht von diesen Berufen eine Faszination aus, ein Glamour – zu Unrecht, glauben Sie mir.

Also woher kommt diese Diskrepanz? Warum geben Menschen bei Befragungen an, Journalisten und Politiker nicht besonders leiden zu können – wenn sie ihnen begegnen, sagen sie ihnen das aber nicht ins Gesicht? Sondern sind ganz gespannt auf Anekdoten aus ihrem Alltag – an „Storys behind the Storys“.

Tatsächlich habe ich dazu eine These. Politiker und Journalisten sind deswegen so unbeliebt, weil viele von ihnen ständig übereinander und über ihre Parteien bzw. Medien herziehen. Das gibt es in kaum einem anderen Beruf. Und die Menschen mögen nun einmal keine Denunzianten. Allerdings ist diese Abneigung etwas Diffuses, Unbestimmtes, das sich in erster Linie gegen die Berufe richtet, nicht gegen die Personen, die sie ausüben. Das würde erklären, warum im persönlichen Kontakt die Neugier und das Interesse an ihnen wichtiger sind als der grundsätzliche Argwohn gegenüber ihrer Zunft.

Überzeugt Sie nicht? Dann überzeugen Sie mich. Mit Ihren Thesen.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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