Aufklärung

"Halt dein Glas immer fest": Wien startet Info-Kampagne zu K. O.-Tropfen

APA/HELMUT FOHRINGER
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Mit der Kampagne will die Stadt Wien über die Gefahren von Betäubungsmitteln aufklären und informieren, was bei einem Verdachtsfall zu tun ist.

Meist geschieht es auf Partys, in Bars oder Clubs. Plötzlicher Schwindel, Übelkeit oder gar Bewusstlosigkeit sind häufig die Folgen. Das Ziel: Menschen, großteils Frauen, wehrlos machen. Die Rede ist von sogenannten K.O.-Tropfen, die in Getränke gemischt werden. Hier ist die Zahl der gemeldeten Fälle zuletzt angestiegen. Die Stadt Wien startet nun eine Informationskampagne, um über die Gefahr dieses Betäubungsmittels aufzuklären. Außerdem möchte man damit informieren, was zu tun ist, wenn es zu einem Verdachtsfall gekommen ist.

Den Opfern fehlt häufig die Erinnerung an einige Stunden. Sie wachen manchmal an fremden Orten auf, fehlende Kleidung oder Schmerzen im Unterleib deuten auf sexuelle Übergriffe hin. Aber auch Raubdelikte wurden gemeldet. Unter dem Motto "Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen" wird nun zu Aufmerksamkeit und Zivilcourage aufgerufen. In TV-Spots, auf Freecards, Social Media oder Citylights wird auf die Problematik hingewiesen. Bierdeckel mit der Aufschrift "Halt! Dein Glas immer fest" werden in Lokalen aufgelegt.

Erhöhter Alkoholkonsum unterstellt

"Gewalt gegen Frauen ist absolut inakzeptabel", stellte die Wiener Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) bei der Präsentation der Kampagne klar. Bei der großen Wiener Frauenbefragung waren Sicherheit und Gewaltschutz große Themen, wie sie erwähnte. Gefährlich an den Mitteln sei vor allem, dass man sie in Verbindung mit Alkohol kaum schmecke oder rieche. Darum sei es wichtig, immer auf das eigene Getränk aufzupassen, erläuterte Gaal. Auch in vertrauter Umgebung sei dies empfehlenswert, wurde heute versichert. Geraten wird auch dazu, sich bei plötzlichem Schwindel oder Übelkeit an vertraute Personen oder das Barpersonal zu wenden.

"Je informierter man ist, desto besser kann man sich oder andere schützen", zeigte sich auch die Frauensprecherin der Wiener Neos, Dolores Bakos, überzeugt. So könne man etwa, wenn man sehe, wie eine nicht mehr ansprechbare Frau von einem Mann aus dem Club getragen wird, sich nach den näheren Umständen erkundigen. Das Problem sei oft, dass auch Frauen, wenn etwas geschehen ist, unsicher seien. Immer wieder werde ihnen auch erhöhter Alkoholkonsum unterstellt, gab Bakos zu bedenken.

Steigende Fallzahlen

Der 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt steht unter 01/71719 für Auskünfte zu dem Thema zur Verfügung. Deren Leiterin Heidemarie Kargl berichtete von einem Anstieg der Fälle beim Beratungstelefon. Heuer hätten sich bereits rund 60 Frauen gemeldet. 2021 waren es noch 40 gewesen, zuvor hatte man jährlich etwa 20 Fälle registriert.

"Die Dunkelziffer ist aber sehr hoch", sagte Kargl. Verstärkt sei zu bemerken, dass die Fälle im privaten Kontext zunehmen. Einladungen von Bekannten in die Wohnung oder das erste Date seien Situationen, in denen die Verabreichung stattfinden könne. Wichtig sei es vor allem, rasch ins Krankenhaus zu fahren, da die Spuren der Tropfen sonst nur mehr schwer nachzuweisen seien.

"Es handelt sich um ein ganz perfides Delikt", warnte auch Landespolizeivizepräsident Michael Lepuschitz. Wichtig sei, sofort die Polizei zu rufen, wenn etwas verdächtig erscheine. Er appellierte zudem an die Bevölkerung, Zivicourage zu zeigen. „Dadurch kann es gelingen, Straftaten durch den Einsatz von K.O.-Mitteln zu verhindern“, sagte Lepuschitz.

K. O.-Tropfen

Es gibt mehr als 100 Substanzen, die als K.O.-Mittel eingesetzt werden. Sie sind farb- und geruchlos und der leicht bittere oder seifige Geschmack wird von Alkohol oder anderen Getränken meist überdeckt. Erste Symptome sind eine anfängliche Euphorie und plötzlich einsetzender Schwindel und Übelkeit. Danach folgen häufig Wahrnehmungsschwierigkeiten, eine Art Dämmerzustand, Willenlosigkeit und eine eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zur Regungslosigkeit.

(APA/Red.)

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