Debatte um Museum

Geschichteverein startet Arbeit mit Dollfuß-Heimatgemeinde

In einem Jahr gibt es ein neues Konzept für das Dollfuß-Museum. Davor solle ein intensiver Dialog mit der Bevölkerung stattfinden.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ist gleich bei seiner Amtseinführung vor einem Jahr unter Druck geraten: Damals wurde bekannt, dass sich in Texingtal, wo Karner Bürgermeister war, ein Museum befindet, das dem früheren Diktator Engelbert Dollfuß gewidmet ist. Dieses Museum dient mehr der Huldigung des Gründers des klerikal-faschistischen Ständestaats denn der geschichtlichen Auseinandersetzung, so der Befund von Historikern.

Karner reagierte, indem er eine geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der Causa in Auftrag gab. Schon bei seinem Amtsantritt als Bürgermeister habe er vorgehabt, einen derartigen Prozess einzuleiten, so der ÖVP-Politiker. Texingtal ist der Geburtsort von Dollfuß, was eine gewisse Affinität zu dem umstrittenen Politiker begründet. Das gilt auch für die nahe gelegene Stadt Mank: Der dortige Hauptplatz ist immer noch nach Dollfuß benannt – zum Missfallen der dortigen SPÖ-Opposition: Ein SPÖ-Politiker hat erst unlängst die Straßenschilder abmontiert und an ein Museum geschickt, um eine Umbenennung zu erzwingen. Die dominierende ÖVP-Fraktion im Gemeinderat lehnt das ab.

Verein will „Vermittlungsarbeit“ in den Fokus rücken

Beauftragt mit der Neukonzeption des Museums ist der Verein „Merk-würdig“ aus Melk, der das Thema breiter anlegt: Es geht nicht nur um ein neues Konzept für das Museum im Dollfuß-Geburtshaus, sondern auch darum, die Bevölkerung einzubeziehen und „Vermittlungsarbeit“ zu leisten. In den Gemeinden Texingtal, Mank und Kirnberg werde nun der Dialog mit den Bürgern gesucht, heißt es in einer Aussendung des Vereins. Geplant sind Workshops und Exkursionen mit Schülern, Gemeinderäten und der Landjugend. Auch mit Mitgliedern der Familie Dollfuß wird gesprochen.

Es gehe dabei um die Frage, was man von Dollfuß und aus der Zeit lernen könne, nämlich dass man starke Institutionen und ein starkes demokratiepolitisches Bewusstsein brauche, so Alexander Hauer, Obmann des Vereins „Merk-würdig“. Am Ende des Prozesses soll Ende 2023 ein neues Museumskonzept stehen, das dann keine Gedenkstätte mehr sein soll, sondern ein Ort der Auseinandersetzung mit dem Austrofaschismus.

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