Handel

Cyber Week und Advent: Die Kauflaune ist besser als gedacht

Bei Geschenken sparen? Das wollen jetzt weitaus weniger Leute als noch im Oktober.
Bei Geschenken sparen? Das wollen jetzt weitaus weniger Leute als noch im Oktober.APA/ERWIN SCHERIAU
  • Drucken

Das Weihnachtsgeschäft in Österreich läuft gut an. In den USA werden online Rekordumsätze getätigt.

Wien/ New York. Werden die Konsumenten heuer angesichts der ausufernden Inflation und der allgemeinen Unsicherheit weniger Weihnachtsgeschenke kaufen als sonst? Und wird das dem Handel und der Konjunktur nicht erst recht einen Dämpfer verpassen? Genau weiß man das erst in ein paar Wochen. Das erste Adventwochenende in Österreich dürfte für den Handel aber gar nicht so schlecht gelaufen sein, wie Schilderungen aus Niederösterreich und Salzburg zeigen. So berichtete Christian Stagl, Center-Manager im Fischapark in Wiener Neustadt, auf APA-Anfrage von „sehr zufriedenen Händlern“, das Geschäft sei „sehr gut angelaufen“. Das Black-Friday-Geschäft habe sich auf die ganze vorige Woche verteilt. Grund seien Rabattaktionen über mehrere Tage gewesen, sagte der Center-Manager.

Auch im City Center Amstetten (CCA) habe sich die Frequenz am Samstag stark aufgebaut, berichtet Leiter Hannes Grubner. Man blicke dem weiteren Verlauf des Weihnachtsgeschäfts optimistisch entgegen und gehe von einer weiteren Frequenz- und Umsatzsteigerung in der Adventzeit aus.

Auch die Geschäfte der Salzburger Altstadt waren gut besucht. Wie ein Rundruf der APA ergab, liege das Geschäft auf dem Niveau des Jahres 2019 vor der Coronapandemie. Festtags- und Ballkleider seien wieder gefragt, unter dem Christbaum landeten erneut Bücher, Spielzeug und Elektronik als Geschenke. In der Stadt Salzburg sind die Händler positiv gestimmt, sagte die Geschäftsführerin des Altstadtverbands, Sandra Woglar-Meyer. Schon der Herbst sei sehr stark gewesen, auch das Weihnachtsgeschäft laufe gut an. „Generell sind wir auf Vor-Corona-Niveau“, betonte Woglar-Meyer. „Die Händler haben kein Umsatz-, sondern ein Mitarbeiterproblem.“ Im Salzburger Europark habe der Zustrom am Black Friday einen neuen Rekord erreicht, sagte Center-Manager Manuel Mayer. Gefragt seinen neben Elektronik, Büchern und Spielzeug auch Wohn-Accessoires.

Doch nicht bei Geschenken sparen

Dass die Österreicher ihren Konsum doch nicht so stark einschränken würden wie ursprünglich angekündigt, hatte sich bereits abgezeichnet: Wollten Mitte Oktober noch 52 Prozent bei Geschenken sparen, waren es Mitte November 38 Prozent, zeigt eine Befragung des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes-Kepler-Universität (JKU) Linz. Gespart wird am ehesten bei Geschenken für Kollegen und Bekannte, weniger bei Kindern oder Partnern. „Die Aussichten sind zwar immer noch trüb, aber etwas heller als noch vor einem Monat“, heißt es in einer Aussendung der Kepler-Uni vom Donnerstag. Erstmals wollen die Handelsexperten keine Prognose abgeben, wie viel die Österreicher heuer für Präsente ausgeben. Die Rahmenbedingungen rund um den Kaufprozess seien heuer starken Schwankungen unterworfen, weshalb eine seriöse Prognose des Weihnachtsgeschäfts im Vorfeld nicht möglich sei, so Ernst Gittenberger vom Institut für Handel, Absatz und Marketing und Institutsvorstand Christoph Teller.

Der Handelsverband erwartet für das diesjährige Weihnachtsgeschäft zwar moderat höhere Umsätze als im Vorjahr, allerdings müsse man hier die hohe Inflation und den letztjährigen Lockdown berücksichtigen, so die Interessenvertretung.

Doch nicht nur in Österreich sind die Konsumenten in Kauflaune, auch in den USA. In der Cyber-Woche (von Thanksgiving, das am vorigen Donnerstag stattfand, bis Cyber Monday) dürften die Online-Ausgaben einen neuen Rekord erreichen. Vor dem Hintergrund der hohen Inflation lockten Preisnachlässe die Verbraucher, berichtet Adobe Analytics. Adobe Analytics misst den Online-Verkauf durch die Auswertung von Transaktionen auf Webseiten und hat Zugang zu Daten über Einkäufe bei 85 Prozent der 100 größten Internet-Händler. Demnach werden in der Cyber-Woche heuer Online-Ausgaben in Höhe von 34,8 Mrd. Dollar erwartet. Dies entspricht einem Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Luxus könnte es künftig schwer haben

Doch sind nicht alle Experten für alle Handelssparten zuversichtlich: Die drohende Rezession wird nach Einschätzung der Unternehmensberatung McKinsey bei den Herstellern von Luxusprodukten Spuren hinterlassen. „Unsere Analysen zeigen, dass wir auf dem Luxusmarkt im kommenden Jahr nicht mehr die zweistelligen Wachstumsraten haben werden wie 2021 oder 2022“, sagte der für das Geschäft mit dem Luxus zuständige McKinsey-Experte Achim Berg der Deutschen Presse-Agentur.

„Wer sagt, die reichen Leute haben immer Geld, und deshalb wird Luxus weiter laufen, macht es sich ein bisschen zu einfach“, betonte Berg. Das stimme zwar am oberen Ende des Luxussegments. Aber in den vergangenen Jahren habe es eine gewisse Demokratisierung des Luxus gegeben. Mit Anleihen bei der Streetware und dem Casual-Trend sei es den Luxusherstellern gelungen, ihre Kundengruppe zu verbreitern. „Gerade viele jüngere Kunden haben die Edelmarken für sich entdeckt. Für viele Luxusunternehmen ist das inzwischen ein relevantes Marktsegment. Und hier werden auch sie die sinkende Konsumlust in der Bevölkerung zu spüren bekommen.“ (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.