Pizzicato

Alles Theater

In Thomas-Bernhard'schem-Übertreibungsfuror behauptete einst Claus Peymann, dass ganz Wien über seine Aufführungen spreche – und selbst die Taxifahrer den Daumen über Burgtheater-Premieren heben oder senken würden.

Es klingt wie nach einem Taxidramolett, wie deutsche Wien-Besucher es lieben.

Alles Theater also wieder einmal in Wien, da die Kür eines Direktors oder einer Direktrice des Burgtheaters vor der Tür steht. Zumal das Theater – und mit ihm die Stadt – Trauer nach dem Tod Christiane Hörbigers trägt. Selbst in Deutschland galt sie als die Hörbiger, wozu nicht zuletzt ihr fulminanter Auftritt als Goebbels-Nichte in „Schtonk“ beitrug. Ob ihr Sarg nach althergebrachtem Ritual, wie jener ihrer Eltern, in einem Defilee ums Burgtheater getragen werden wird – samt einer Prozession des Ensembles?

Die Kür des Burgtheater-Chefs, des Trainers des Fußballnationalteams, des Direktors der Staatsoper, der Opernball-Direktorin und des „Jedermann“-Paars sind Staatsaffären – und im Fall der Buhlschaft wäre es beinahe eine Familienaffäre geworden. Das Geraune um Mavie Hörbiger hat schon angehoben. Eine Pikanterie, da sie von Jedermann Michael Maertens, ihrem Ex, getrennt ist. Es hätte eine eigene Authentizität vermittelt, und das halbe Land hätte – so Übertreibungskünstler Peymann – wohl den Salzburger Domplatz gestürmt. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.