Einspruch

Energie sparen mit . . . „Wärme ums Herz“

Mit dem Klimawandel wurde die Wärme zum Schreckensbegriff. Ihr guter Ruf scheint trotzdem nicht ausrottbar.

„Warm ums Herz“ soll einem zu Weihnachten werden: So sagte man früher gern. Heute kaum noch, aber man versteht weiterhin, welches Gefühl damit gemeint ist. Und im Grunde wünscht man es sich immer noch. Wem „warm ums Herz“ ist, der fühlt sich geborgen. Anders verhält es sich mit der „Herzenswärme“ – sie ist ein Gefühl dem anderen gegenüber, kommt anderen zugute. Aber vielleicht sind diese Ausdrücke, „warm ums Herz“ und „Herzenswärme“, ja deswegen einander sprachlich so nah, weil sie es auch inhaltlich sind: Kann einem „warm ums Herz“ sein ohne „wärmende“ Beziehung zu anderen?

Eine unerwartete Wendung europäischer Geistesgeschichte ist, dass mit dem Klimawandel – der „Erderwärmung“ – die Wärme zum allgemeinen Schreckensbegriff wurde. Seit der Romantik war es ja im Gegenteil die Kälte, die – als Metapher – in düsteren Zukunftsprognosen zentral war, vor allem in der Kritik an der Moderne: Industrialisierung, Entfremdung . . . Die Schrecken der brennenden Hitze wiederum kennen wir schon lang aus den Höllenbildern (wobei es in vielen Kulturen und sogar im Christentum auch die Vorstellung eines kalten Jenseits gab). Im Grunde bleibt es aber, „Erderwärmung“ hin oder her, gar nicht die Wärme, sondern die Hitze, die wir fürchten. Egal, wie wir metaphorisch über den Klimawandel reden: Der gute Ruf der Wärme ist nicht zerstört. Sie ist, was die meisten Menschen suchen, wenn sie es im Leben gut haben wollen – und hat wesentlich mit Beziehung zu tun: Forscher haben gezeigt, dass sich soziale Ausgrenzung für Probanden buchstäblich kalt anfühlt.

Woraus in der Energiekrise eine wichtige Energiesparmaßnahme folgt: es sich und anderen „warm ums Herz“ werden lassen.

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