Sprachpolitik

Aus für "Bauer" und "Bäuerin": Kärntner Leitfaden sorgt für Kritik

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Symbolbild (c) imago/Martin Wagner
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Die Kärntner Landesregierung hat einen Leitfaden für eine geschlechtergerechte Sprache im Amtsgebrauch beschlossen. Und erntet Kritik - nicht nur von der FPÖ.

Ein neuer Leitfaden für geschlechtergerechte Sprache im Amtsgebrauch hat am Mittwoch nach einem Bericht der "Kronen Zeitung" für Wirbel in Kärnten gesorgt. Die Personalvertretung protestierte, weil sie nicht wie gesetzlich vorgesehen vorab informiert wurde, die Landwirtschaftskammer protestierte, weil statt "Bäuerin" oder "Bauer" künftig von "landwirtschaftlich Beschäftigten" die Rede sein soll und Oppositionskritik blieb auch nicht aus.

Beschlossen wurde der Leitfaden - er ist inhaltlich wie der Name schon sagt nicht bindend - lediglich von den SPÖ-Mitgliedern der Landesregierung, der Koalitionspartner ÖVP war nicht dabei. Ziel sei ein diskriminierungsfreier Sprachgebrauch, der alle Geschlechter ansprechen soll, heißt es im Vorwort von Landeshauptmann Peter Kaiser, Landesrätin Sara Schaar (beide SPÖ) und Landesamtsdirektor Dieter Platzer. Neben generellen Vorschlägen im Leitfaden, wie spezifische Formulierungen vermieden werden können, gibt es auch ein 72 Seiten langes "Wörterbuch" mit einer Gegenüberstellung von bisher üblichen und "gendergerechten" Begriffen, meist Umschreibungen bzw. Bezeichnungen mit Doppelpunkt im Wortinneren.

Schaar: "Kärnten steht für Gleichberechtigung"

Schaar verwies auf eine Höchstgerichtsentscheidung zur Anerkennung einer dritten Geschlechtskategorie und erklärte, der Leitfaden solle die Anwendung geschlechtergerechter Verwaltungssprache erleichtern, es habe zahlreiche Anfragen deshalb gegeben. "Kärnten steht für Gleichberechtigung und Chancengerechtigkeit, für Vielfalt, Toleranz und Respekt - auch das soll mit dem Leitfaden zum Ausdruck gebracht werden." In der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung sei der Beschluss nicht aktiv kommuniziert worden, weil es sich um einen internen Leitfaden handle, "der keine Auswirkungen auf die Menschen in Kärnten hat".

Koalitionspartner ÖVP trug den Beschluss nicht mit, Sebastian Schuschnig war krankheitsbedingt abwesend, Martin Gruber verließ vor der Abstimmung das Sitzungszimmer. Begründung: "Das ist ein Konvolut voller haarsträubender Unsinnigkeiten und eine ideologische Bevormundung der Mitarbeiter." Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber sagte in seiner Aussendung: "Ein Bauer und eine Bäuerin sind keine landwirtschaftlich Beschäftigten, sondern selbstständig tätige Unternehmer." Er kündigte eine Resolution der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer an, die Umbenennung im Leitfaden solle rückgängig gemacht werden, die ursprünglichen Begriffe seien nämlich identitätsstiftend.

FPÖ ortet "unnötige Verkomplizierung"

FPÖ-Obmann Erwin Angerer kritisierte die "unnötige Verkomplizierung der Beamtensprache", Schaar und Kaiser sollten sich um wichtigere Probleme kümmern. Gerhard Köfer von der Partei "Team Kärnten" machte "eine völlige Zerstörung der deutschen Sprache" aus. Kritik gab es auch aus der SPÖ, nicht nur seitens der roten Personalvertretung. Auch der frühere Zweite Landtagspräsident und pensionierte Polizist Rudi Schober ließ via Facebook wissen: "Ich war und werde nie Polizeikraft!" (Anm.: Wörterbuch-Vorschlag als Ersatz für Polizist)

>>> Zum Leitfaden und Wörterbuch

>>> Bericht der „Kronen Zeitung“ 

(APA)

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