Literatur

New York war eine Todesfabrik

Für seine Recherche über das „Erbe der Sklaverei“ reiste Clint Smith an Brennpunkte der US-amerikanischen Geschichte.

Es ist bedrückend, dass eines der grausamsten Kapitel der US-amerikanischen Geschichte, die Sklaverei, bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet ist. Der Journalist und Autor Clint Smith verbindet in seinem Buch „Was wir uns erzählen“ nun Fakten mit individuellen Perspektiven – und unternimmt damit den Versuch, zu einem ausgeprägteren kollektiven Verständnis der Sklaverei in den USA und ihrer Folgen beizutragen. Dafür nimmt er die Lesenden mit auf Reisen – die er zwischen 2017 und 2020 unternommen hat – an neun Orte, die mit der Sklaverei in Verbindung stehen. Abgesehen von historischen Einblicken berichtet Smith von Gesprächen mit dort Angetroffenen, die aus ihrer Sicht berichten und einen Eindruck davon vermitteln, über welches Wissen Menschen in den USA und in Westafrika in Bezug auf die Sklaverei verfügen.

Die erste Reise führt nach Monticello, zu Thomas Jeffersons ehemaligem Landsitz in Virginia. Dort erklärt eine Pensionistin aus den Südstaaten nach einer Führung des Areals und einer Aufarbeitung der Geschichte des Gründungsvaters enttäuscht: „Jefferson ist nicht der Mann, für den ich ihn gehalten habe.“ Schließlich erfuhr sie hier, dass der Autor der Unabhängigkeitserklärung nicht nur beachtliche politische Leistungen vollbracht sowie von der Gleichheit der Menschen geschrieben hatte, sondern dass er ebenso 600 Sklaven gehabt hatte, die ihm durch ihre Arbeit sein Luxusleben erst ermöglicht hatten. Dass er mit Sally Hemings, einer seiner Sklavinnen, mehrere Kinder gehabt hatte, wurde lange Zeit unterschlagen.

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