Musikverein

Ein Sieg für die singende Geige

Jubel für ein rein französisches Programm der Wiener Philharmoniker unter Alain Altinoglu – mit äußerst noblem Violinklang.

Dieser prunkvolle C-Dur-Schluss zündet, auch beim philharmonischen Publikum, wo das Stück alles andere als ein häufiger Gast im Programm ist: die Dritte, die „Orgelsymphonie“ in c-Moll von Camille Saint-Saens. Es hat etwas Elementares, lapidar Zwingendes, wenn die Orgelstimme in den letzten Takten im Pedal in breiten Notenwerten die Tonleiter hinabsteigt, bis sie auf dem tiefsten Tonika-Fundament anlangt, während Holz und Streicher emporjagen, als flatterten Siegesbanner im Wind: ein Triumph über die Finsternis, dem man durchaus etwas Sakrales anhören darf.

Immerhin entwickelt sich die Symphonie vom zuvor allgegenwärtigen „Dies irae“-Motiv aus dem Requiem zu einem lichtdurchfluteten Jubel, bei dem der Gedanke an die Auferstehung naheliegt. Zuletzt brausende Akkordsäulen, schmetterndes Blech, Paukendonner im Fortissimo: Das Ganze reißt mit, auch wenn im Musikverein der genannte Bassabstieg gar nicht ideal präsent und prägnant geriet. Das lag freilich nicht am tadellosen Organisten Thierry Escaich, sondern eher am Instrument, das im Vergleich zum Orchester klanglich etwas schmalbrüstig dimensioniert geblieben ist bei der eigenen „Auferstehung“, also dem Orgelneubau 2011. Schmalbrüstig zumindest dann, wenn ein Dirigent wie Alain Altinoglu die Wiener Philharmoniker ihre Dezibelreserven herzhaft ausschöpfen lässt: Gar so auf routinierten Überwältigungseffekt getrimmt hätte die Symphonie nicht ausfallen müssen. Im Nu wurden da bereits im Stirnsatz knallige Höhepunkte angesteuert. Und beim Hauptthema mit seinen heiklen Repetitionstönen fremdelten die Streicher doch noch etwas.

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