Tourismus

Sacher Hotels kehren in die Gewinnzone zurück

Hotel Sacher in Wien
Hotel Sacher in Wien (c) Presse/Clemens Fabry
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Ungeachtet der Teuerung erwartet Sacher-Chef Matthias Winkler, dass seine Häuser in diesem Jahr eine schwarze Null oder einen kleinen Gewinn schreiben.

Nach fast drei Jahren lässt die von der Coronakrise besonders hart getroffene Stadthotellerie die Pandemie hinter sich. Das gilt auch für die Sacher Hotels in Wien, Salzburg und - neu - Seefeld. "Beim Gesamtumsatz der Gruppe werden wir für 2022 auf circa 70 Prozent des Umsatzes von 2019 kommen, und für nächstes Jahr auf über 90 Prozent", sagte Sacher-Chef Matthias Winkler. "Wir werden heuer eine schwarze Null oder einen kleinen Gewinn schreiben." Trotz Energiekrise.

"Wir sind immer noch nicht auf dem 2019er-Niveau, auch wenn einzelne Monate darüber waren", berichtete der Hotelier. "Für nächstes Jahr haben wir uns aber schon wieder größere Gewinne vorgenommen, die wir sofort in Projekte - zum Beispiel in die Renovierung des Bristol - stecken wollen", so Winkler weiters. Diese Perspektiven sind nur dank teils kräftiger Zimmerpreiserhöhungen, die heuer durchgesetzt wurden, möglich.

70 Prozent des Niveaus von 2019 in Wien

Im Hotel Sacher in Wien kam die Unternehmensgruppe bei den Zimmerbuchungen heuer auf etwa 70 Prozent des Niveaus von 2019, bei den Umsätzen auf rund 80 Prozent. "Daran kann man ablesen, dass wir nach wie vor zu wenig Gäste haben, die nach Wien kommen und die zahlen höhere Preise", erklärte der Sacher-Group-Chef. Beim Sacher in Salzburg waren es im Vergleich zurzeit vor Corona gute 60 Prozent der Zimmerbelegung und knapp unter 80 Prozent des Umsatzes. Im Jahr vor Corona, 2019, hatte die Unternehmensgruppe einen Umsatz von rund 90 Mio. Euro erzielt.

Die Pandemie klingt ab. Doch nun belasten die hochfliegende Inflation und die extrem hohen Energiekosten. Letztere hätten sich laut Winkler "wohl verfünffacht". "Den Strompreis können wir ja noch gar nicht sagen, weil wir derzeit nur noch am Spotmarkt abschließen können", betonte der Sacher-Group-CEO. Doch der Strompreis allein habe sich "mindestens verdoppelt", schätzt der Manager. "Das wird jedes Unternehmen anders haben, weil wir unterschiedliche Stromverträge für unterschiedlich lang abschließen", so Winkler. "Im Bristol explodiert das erst im nächsten Jahr, im Sacher in Wien jetzt schon und Ähnliches spüren wir bereits für den Gaspreis. Wir können keinen fixen Deal mehr abschließen - wir gehen mit dem Markt."

Trotz alledem soll es mit den Zimmerpreisen 2023 im Wesentlichen nicht nochmals weiter nach oben gehen. "Der Preis ist natürlich ein unheimlich sensibles Thema, das in der Öffentlichkeit diskutiert wird", weiß der Sacher-Chef. "Fakt ist, dass wir unsere Kosten nicht eins zu eins im Preis weitergeben können - das würde der Markt nicht aushalten." Die Sacher-Gruppe hoffe für das nächste Jahr auf "eine Beruhigung der Kostensituation und eine Stabilisierung der Preissituation". "Dann kommen wir auf eine Rentabilität. Derzeit ist die Rentabilität schlecht", räumte Winkler ein. Im April 2020 habe er die Prognose abgegeben, die Krise werde mehrere Jahre dauern, das sei auch eingetreten.

Asiatische Gäste und Fachkräfte fehlen

Die Stadthotels leben fast ausschließlich von internationalen Reisenden. Die Amerikaner, die vor der Pandemie fast 23 Prozent der Gäste im Sacher in Wien ausmachten, sind heuer großteils zurückgekehrt, "aber eben nicht vollständig", und erreichten wieder knapp 21 Prozent. "Das heißt, der Anteil der Amerikaner hat sich auf niedrigem Niveau von 2019 gefasst", so der Hotel-Chef. Was weiterhin fehlt, sind die Touristen aus Fernost. "Die Asiaten sind nach wie vor nur zu einem Bruchteil oder gar nicht da."

Eine weitere Herausforderung - neben den fehlenden Fernreisenden, Inflation und Energiekrise - sei der eklatante Fachkräftemangel. Um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, zahle das Sacher freiwillig ein höheres Lehrlingseinkommen, im dritten Lehrjahr beispielsweise 1350 Euro pro Monat, das seien um 300 Euro mehr als sonst. "Klar ist, dass es relativ zu früher weniger Fachausgebildete in fast allen Bereichen gibt, und mehr, die im Unternehmen lernen", hielt Winkler fest. Die interne Ausbildung werde - sowohl was die Grundlagen als auch die spezifischen Sacher-Anforderungen betreffe - "immer intensiver". Bei den Absolventenzahlen in den Tourismusschulen selber gebe es eine Stabilisierung. "Die Problematik ist, dass viele trotz der Ausbildung in andere Bereiche gehen." Allein im Sacher in Wien gebe es derzeit etwa 20 offene Stellen - "großteils im Service und Zimmerservice".

Dass 2022 letztlich "besser als geplant und gedacht" verlief, "das schuldet man dem Dezember, aber auch einem besseren Sommer und Spätsommer". Zur Wirkung kamen dabei aber eher die deutlich höheren Preise, "denn eine höhere 'Occupancy' (Belegung, Anm.) - da hinken wir deutlich hinterher", sagte der Sacher-Chef. "Bei der Auslastung waren wir nach wie vor hinter den Erwartungen, bei den Preisen darüber." Es habe zwar Monate gegeben, beispielsweise den November, wo die Preise auf dem Niveau von 2019 gewesen seien oder knapp darunter, aber auch welche mit einem Plus von 10 bis 15 Prozent, etwa den Dezember.

Auf einen Blick

Zur Sacher-Gruppe gehören das Hotel Sacher und das Hotel Bristol in Wien, das Hotel Sacher in Salzburg sowie jetzt auch ein Hotel Sacher in Seefeld - dabei handelt es sich um das ehemalige Hotel Astoria, das von Matthias Winklers Schwiegermutter Elisabeth Gürtler geführt wird.

Das Familienimperium umfasst weiters ein Kaffeehaus in Graz und die Sacher-Tortenmanufaktur in Wien-Simmering. Das Kaffeehaus in Innsbruck mit zuletzt unter zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde im September geschlossen - auch weil im etwa 20 Kilometer entfernten Seefeld das neue Sacher-Hotel inklusive Tortenverkauf und Café eröffnete.

(APA/Red./Birgit Kremser)

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