Wien

"Setz di hi, oida": Umstrittener Polizeieinsatz zu Silvester in Floridsdorf

Auf Videos ist zu sehen, wie ein Beamter zwei Jugendliche anschreit, an der Jacke packt und auf eine Bank schmeißt. Die Polizei prüft die Amtshandlung.

Ein Polizeieinsatz in der Silvesternacht in Wien-Floridsdorf sorgt aktuell für Diskussionen. Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken kursieren, ist zu sehen, wie junge Männer von Beamten geschubst und beleidigt werden. Vonseiten der Polizei heißt es, die Videos seien bekannt und die Amtshandlung werde aktuell geprüft.

Zum Hintergrund: In der Mitterhofersiedlung im 21. Bezirk in Wien hatten zahlreiche teils vermummte junge Männer offenbar Böller in Richtung der Polizei geschossen. Rund 40 Personen sollen teils „schwere Pyrotechnika“ gezündet haben. Die Folge waren drei Festnahmen, dutzende Anzeigen und weit mehr als 200 Identitätsfeststellungen. Ob es sich bei den Personen um Minderjährige gehandelt hat, war Gegenstand hitziger Diskussionen auf Sozialen Netzwerken. Die Landespolizeidirektion Wien bestätigt auch Nachfrage der „Presse“ am Mittwoch, dass es sich sowohl „um Jugendliche als auch um Erwachsene“ gehandelt habe.

„Du kannst di schleichen oder dazulegen"

In den sozialen Medien kursieren nun Videos von dem Einsatz. Darauf ist ein maskierter Beamter mit einem Schlagstock in der Hand zu sehen, der einen Jugendlichen an der Jacke packt und auf eine Bank schmeißt. Er schreit zwei festgenommene Jugendliche an. Sätze wie „Setz di hin, Oidaa“ und „was willst, du klana Rotzbua“ fallen. Einhalt gebietet ihm niemand, obwohl zahlreiche Beamte vor Ort sind. Am Schluss schreit er den Jugendlichen noch entgegen: „Du bist eing'sperrt! Und du a!“.

In einem zweiten Video sind mehrere Jugendliche zu sehen, die mit dem Gesicht nach unten in der Wiese liegen. Ein filmender Jugendlicher wird von einem uniformierten angeschnauzt: „Du kannst di schleichen oder glei dazulegen". Er warte nur auf seinen Cousin, sagte er zu den Beamten. Einer antwortet: „Wenn du so gern mit dem Handy filmst, kannst di glei dazulegen“.

Polizei prüft Amtshandlungen

Der betreffende maskierte Beamte wird bereits von einem Anwalt vertreten. Gegenüber der „Presse“ sagt Anwalt Manfred Arbacher-Stöger: „Der Beamte hat die Sprache gesprochen, die der Bursche versteht". Er erklärte, dass die vorherige Ansprache der Beamten nichts bewirkt habe. Erst die rüden Worte hätten gewirkt. Zuvor seien die Beamten provoziert worden. Er nehme nicht an, so der Anwalt, dass den Polizisten rechtliche oder disziplinäre Konsequenzen drohten.

Der Gemeinderat und Abgeordnete zum Wiener Landtag Ömer Öztaş kommentierte die Geschehnisse auf Twitter. Es habe sich um „sehr unprofessionelles Verhalten der Polizei“ gehandelt. „Es braucht Sensibilisierung im Umgang mit Jugendlichen – besonders jenen mit Migrationshintergrund“, schreibt Öztaş weiter.

(schev/vahei/m. s.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.