Wenn alles Fleisch wie Gras ist

In 81 Prosagedichten meditiert Michael Donhauser über die menschliche Existenz.

Unbekannt ist der in Liechtenstein aufgewachsene und in Wien literarisch sozialisierte Michael Donhauser den an zeitgenössischer Dichtung Interessierten keineswegs. Christine-Lavant-Preis, Ernst-Jandl-Preis, Georg-Trakl-Preis – da merkt man immerhin zumindest auf. Sein neues Buch, „Wie Gras. Legenden“, stellt aber keinerlei Anspruch auf spezielle Kennerschaft oder eingeweihtes Wissen. Es richtet sich buchstäblich an alle, die ihr Leben nicht nur als Kette von Verpflichtung und Notwendigkeit betrachten können. Schon der gleichnishafte Titel deutet auf: „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“. Johannes Brahms hat diesen Satz der Bibel mitten in sein „Deutsches Requiem“ gesetzt, Friederike Mayröcker hat ihn mit dem Gedicht „wird welken wie gras“ vor fünf Jahrzehnten aufgegriffen.

Das sind eigentlich unnötige Fingerzeige auf eine Spur, die bei der Lektüre des Buches wie von selbst sichtbar wird. Sie führt zur von unserer radikal materialistischen Welt verwischten Tradition einer Dichtung der Spiritualität und Versenkung. Ja, hier liegt eine Art Andachts- oder Meditationsbuch vor uns, in dem das menschliche Dasein in die Zyklen des Aufblühens und des Verwelkens, des Vergehens eingeschrieben steht. Es geht, kurz gesagt, um Essenzielles: um Leben, Lieben und Sterben. Und um die Singbarkeit dieser Elementarlehre.

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