Unterwegs

Hin und Her zwischen Kontinenten

Neue Tricks fürs Pendeln zwischen Harlem und dem Innviertel.

Ich schreibe diese Zeilen, kurz bevor ich in Zürich in einen Airbus steige, der mich über den Atlantik bringen soll. Das Hin und Her zwischen Kontinenten kann manchmal etwas desorientierend sein: Vor allem dann, wenn man seine Liebsten auf beiden Seiten hat. Und auch noch irgendwo dazwischen und darüber hinaus. Räumlich und zeitlich und emotional sowieso.

Ich habe mir mittlerweile Strategien ausgedacht, die den Wechsel vom New Yorker Stadtteil Harlem ins Innviertel oder von Soho nach Wien-Ottakring vereinfachen. Beispielsweise die Handys auf unterschiedliche Zeitzonen einstellen. Das BLT-Sandwich gegen eine Leberkässemmel tauschen. Wirklich geholfen hat mir dieses Mal aber ein neues iPhone-Feature, das einem den eigenen Standort auf dem Globus anzeigt, ein kleiner grüner Punkt, man selbst als Zentrum der Welt sozusagen, und darüber liegt das Echtzeit-Wetter und die echte Tageszeit. Wenn es auf meinem iPhone und vor dem Fenster also Nacht wird im Alpenraum, sehe ich auf der Anzeige gen Westen noch immer die helle Sichel des Tageslichts: Da sind sie, meine Freunde, an der Ostküste und an den Großen Seen und in den Rockies. Die Anzeige, dieser kleine Globus auf meinem Telefondisplay, hat etwas Heilsames. Sie macht die Welt gleichzeitig kleiner und genauso groß, wie sie ist.

Ich werde jetzt testen, ob sie auch im Flugzeug funktioniert, irgendwo hoch über dem Atlantik. Denn insgeheim ist das mein Lieblingsabschnitt jeder meiner nordhemisphärischen Interkontinentalreisen: ganz allein im Nirgendwo über einem glänzenden Ozean. Dort, wo einen wohl auch das Handy nicht finden kann.

elisabeth.postl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2023)

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