Baden-Württemberg

Deutscher Grünen-Ministerpräsident gegen Gendern

Winfried Kretschmann erhaelt den Deutschen Elite-Mittelstandspreis 2022 EUR, Deutschland, Berlin,27.10.2022: Der Ministe
Winfried Kretschmann erhaelt den Deutschen Elite-Mittelstandspreis 2022 EUR, Deutschland, Berlin,27.10.2022: Der MinisteIMAGO/Mike Schmidt
  • Drucken

Der langjährige Chef des wichtigen süddeutschen Bundeslandes findet es „schon schlimm genug, dass viele unserer Grundschüler nicht lesen können". Das Genderthema lenke von den eigentlichen Problemen ab.

Der Grüne Ministerpräsident des wichtigen deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hält offenbar nichts vom Gendern im Klassenzimmer und dürfte sich damit gegen das herrschende Gruppenverhalten der eigenen Partei stellen. „Die Schulen müssen sich an das halten, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr", sagte der 74-Jährige, der 2011 zum ersten Ministerpräsidenten der Grünen Partei in Deutschland gewählt worden war, zur Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

„Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht", argumentiert Kretschmann, der sich, wie er sagt, ganz allgemein um die Entwicklung der Sprache Sorgen mache. Dabei stehe die Genderdebatte für ihn allerdings nicht im Zentrum, sondern lenke eher von den echten Problemen ab: „Ich finde bedauerlich, dass wir die Fragen der Sprache oft auf das Gendern verkürzen", sagt er. „Unsere Sprache ist nicht mehr kreativ. Wir überfrachten nur alles mit merkwürdigen Anglizismen. Es wäre gut, wenn wir insgesamt wieder kreativer mit unserer eigenen Sprache umgehen würden statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben."

Kufner

Kretschmann, der als bürgerlich-liberaler Grüner unideologisch-realistischen Zuschnitts gilt, kritisierte beim Thema Sprache auch die eigene politische Zunft: Man müsse wieder so reden, dass die Menschen es auch verstehen.

„Sprache kann man politisch nicht befehlen"

„Wir Politiker sind Meister darin, Plastikwörter zu generieren." Das Sprachgendern, so glaubt er jedenfalls, sei nicht rückgängig zu machen. „Aber man sollte es wenigstens nicht übertreiben." Sprache entwickle sich selbsttätig: Man könne sie „nicht politisch befehlen."

Umfragen in Deutschland zeigten in den vergangenen Jahren in der Regel große Mehrheiten gegen „Genderspeak“, und dass die ideologisch fundierte Sprachveränderung von ebensolchen Mehrheiten als „unwichtig" bis „nervig" gesehen wird. Eine Umfrage vom Mai 2021 etwa ergab eine Mehrheit von rund zwei Drittel gegen das Gendern, bei einer im Juli 2021 hielten es sogar 82 Prozent für unwichtig bzw. weniger wichtig, wobei es hier auch andere Zahlen gibt (etwa 73 Prozent contra). Das Thema ist allerdings schwer umstritten, es werden auch gegenteilige Umfragen und sprachwissenschaftliche Studien ins Feld geführt.

(DPA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.