Forschung

Placebos wirken auch ohne Täuschung gegen Schuldgefühle

Die Wissenschafter konnten mit dieser Studie zum ersten Mal zeigen, dass auch offen verabreichte Placebos einen Nutzen auf so starke Gefühle wie Schuld haben.
Die Wissenschafter konnten mit dieser Studie zum ersten Mal zeigen, dass auch offen verabreichte Placebos einen Nutzen auf so starke Gefühle wie Schuld haben. (c) PantherMedia / Elmar Gubisch
  • Drucken

In einer Studie von Schweizer Forschern halfen Placebos sowohl „getäuschten“ Personen, als auch jenen Probanden, die über die Verwendung von Placebos Bescheid wussten.

Placebos wirken laut einer neuen Studie gegen Schuldgefühle - selbst wenn die behandelten Personen wissen, dass ihre Medikamente keinen Wirkstoff enthalten. Dieses Resultat sei ein erster, vielversprechender Schritt in Richtung symptomspezifischer und ethisch vertretbarer Behandlungen für psychische Beschwerden, wie ein Forschungsteam der Universität Basel und des Universitätsspitals Zürich aus einer im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie schlussfolgern.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten mit dieser Studie zum ersten Mal zeigen, dass auch offen verabreichte Placebos einen Nutzen auf so starke Gefühle wie Schuld haben. Diese Erkenntnis eröffnet laut den Forschenden neue Behandlungsmöglichkeiten. „Die offene Vergabe von Placebos ist ein vielversprechender Ansatz, da sie die Autonomie der Patientinnen und Patienten wahrt, weil diese vollumfänglich über die Intervention aufgeklärt werden“, erklärte Studienautorin Dilan Sezer in einer Mitteilung der Universität Basel.

Schuldgefühl als Symptom von Depressionen

Die klinische Anwendbarkeit dieser Resultate ist jedoch noch nicht erwiesen. Ob eine Placebo-Behandlung auch sogenannte maladaptive Schuldgefühle verringern kann, müsse weitere Forschung zeigen, hieß es in der Studie. Von maladaptiven Schuldgefühlen spricht man, wenn diese Gefühle irrational sind und über einen längeren Zeitraum anhalten. Diese Emotionen können gesundheitliche Folgen haben und sind häufige Symptome von Depressionen.

Um in der Studie Schuldgefühle hervorzurufen, mussten die Versuchspersonen ein Erlebnis aufschreiben, bei dem sie wichtige Verhaltensregeln missachtet, eine vertraute Person unfair behandelt, verletzt oder gar geschädigt hatten. Danach wurden sie in drei Gruppen aufgeteilt. Die einen erhielten ein Placebo, ohne jedoch zu wissen, dass es sich um ein Scheinmedikament handelte. Andere bekamen das gleiche Placebo, wussten aber, dass es ein Placebo ist. Eine Kontrollgruppe erhielt keine Behandlung. Das Resultat: Die Schuldgefühle verringerten sich bei beiden Placebo-Gruppen signifikant gegenüber jenen ohne Medikation.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.