Familie

Auch erwachsene Scheidungskinder leiden

Erwachsene Scheidungskinder haben etwa weniger Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
Erwachsene Scheidungskinder haben etwa weniger Unterstützung bei der Kinderbetreuung.(c) 2021 Getty Images
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Getrennt lebende Eltern bieten ihren Kindern weniger finanzielle und emotionale Unterstützung. Auch wenn diese längst erwachsen sind, zeigt eine neue Studie.

Scheidungskinder haben es nicht leicht - so der generelle Befund einer Gesellschaft, in der diese allerdings immer häufiger werden. Dabei sind aber meist tatsächliche Kinder gemeint, also Buben und Mädchen im Schulalter oder sogar noch jünger. Dass auch längst erwachsene Kinder noch Nachteile aus einer Scheidung der Eltern ziehen, zeigt nun ein Forschungsteam aus den USA.

Das Team rund um Soziologin Anna Manzoni von der North Carolina State University untersuchte die Daten einer deutschen Langzeitstudie. „Zieht man in Betracht, in welchem Ausmaß heute junge Erwachsene auf die Unterstützung ihrer Familie angewiesen sind, sind unsere Ergebnisse beachtlich“, meint Manzoni. Im Zuge der Studie wurden drei Bereiche betrachtet: emotionale, materielle und direkte Unterstützung, also beispielsweise Hilfe im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung. 

Das Team kam zu dem Schluss, dass Erwachsene, deren Eltern getrennt leben, deutlich weniger finanzielle, emotionale oder allgemeine Unterstützung erhalten als Kinder intakter Familien, und das sowohl von Müttern als auch Vätern. Die dabei untersuchten Daten wurden zwischen 2009 und 2016 von deutschen Familien gesammelt, alle untersuchten Personen waren mindestens 18 Jahre alt.

Weniger Ressourcen ein Leben lang

Im Vergleich zu Menschen mit intakter Ursprungsfamilie hätten Scheidungskinder also auch als Erwachsene deutlich weniger Ressourcen zur Verfügung. „Es gibt jede Menge Studien, die zeigen, dass Scheidungskinder schlechtere schulischen Leistungen erbringen oder eher psychische Probleme haben. Unsere Studie zeigt, dass diese Kinder auch als Erwachsene noch Nachteile haben.“ 

Das Verhaltensmuster findet sich allerdings auch umgekehrt: Erwachsene, deren Eltern in Trennung leben, unterstützen im Umkehrschluss auch ihre Eltern weniger, als das bei noch intakten Familien der Fall ist. Die einzige Ausnahme dabei ist die materielle Unterstützung für die Mutter, die wird von Scheidungskindern im gleichen Ausmaß geleistet wie von erwachsenen Kindern intakter Familien.

Trennungszeitpunkt und Bildungsniveau entscheidend

Zwei Faktoren fielen dabei als besonders entscheidend auf: Die gegenseitige Unterstützung von Vätern und Kindern hängt mit dem Trennungszeitpunkt der Eltern zusammen. Passiert die Trennung oder Scheidung erst, wenn die Kinder bereits erwachsen sind, gibt es wenig Unterschied zu dem Vater-Kind-Verhältnis intakter Familien. Die finanzielle und materielle Unterstützung von Müttern für ihre Kinder ist hingegen stark vom Bildungsgrad der Mutter abhängig.

Eine Aufforderung, in unglücklichen Beziehungen zu bleiben, sieht Manzoni in ihrer Studie aber nicht: „Niemand sollte in einer schlechten Beziehung bleiben, aber es hilft uns, ein soziales Phänomen besser zu verstehen. Es braucht mehr Unterstützung für getrennt lebende Familien.“ 

(red)

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