Er müsse wieder gehen können, war das Ziel seiner Familie. Nun schildert Rollstuhl-Tennisprofi Nico Langmann, wie er sich davon befreit hat.
Seine Lieblingsversion geht so: Er sei Mitglied einer Zirkusfamilie gewesen – und habe seine Mutter während einer Akrobatiknummer fallen lassen. Das, sagt Nico Langmann, sei aber nur eine von sieben verschiedenen Meinungen, wieso er in einem früheren Leben Schuld auf sich geladen habe – und nun zur Strafe querschnittsgelähmt sei.
Tatsache ist: Am 7. Februar 1999 wird das Auto seiner Mutter in einen Unfall verwickelt, Nico Langmann ist neben seinem älteren Bruder als Kleinkind mit an Bord, sein Rückenmark wird abgequetscht. Etwas, mit dem sich seine Eltern nicht abfinden wollen. Dass Nico wieder gehen wird, wird zum Mantra der Familie. Und auf dem Weg dorthin wird alles versucht.
„Da war alles dabei, was es gibt“, erzählt der 25-jährige Wiener, der heute Österreichs bester Rollstuhl-Tennisspieler ist. Energiearbeit sei da noch die angenehme Sache gewesen. Akupunktur, Meditation, Hypnosetherapie, zählt er auf. Therapien mit Strom, Magneten, Kristallen. Und die vielen Heiler. „Ich kann mich erinnern, als ich zehn war, ist mir ein Heiler eine Stunde lang gegenübergesessen und hat mir in die Augen gestarrt. Danach meinte er, ich sei besonders – und wahrscheinlich autistisch. Und das waren nur die Sachen in Österreich.“
Dazu kamen Reisen um die ganze Welt, zur Ayurveda-Kur nach Indien, in ein Reha-Zentrum nach Moskau, zu João de Deus in den Dschungel nach Brasilien – der Wunderheiler sitzt heute im Gefängnis, seit ihm 500 Frauen Missbrauch vorgeworfen haben.