Kunst

Kokoschka nahm seine "Vita" selbst in die Hand

Oskar Kokoschka
Oskar KokoschkaFranz Hubmann / Imagno / picture
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Eine fulminante Ausstellung in Paris und ein neues umfangreiches Buch rücken einige der selbst gepflegten Mythen um Kokoschka in helleres Licht.

Time, Gentlemen Please“ – mit dieser Phrase wurde in englischen Pubs im wahrsten Wortsinn die Sperrstunde eingeläutet. Ein letztes Mal konnte man bestellen. Dann wurde das Lokal geräumt. Das Leben ein Barbesuch also? Die Vermutung liegt nah, jedenfalls für Expressionist Oskar Kokoschka: Versah er mit dieser Inschrift im Alter von 86 immerhin sein letztes Selbstporträt. 1970/1971 war das, zehn Jahre später schlossen sich für ihn die Türen final. Auf dem Bild zu sehen? „OK“, wie er signierte, wie Gott ihn schuf, der durch ein Tor schreitet, wo er von einer dunklen Gestalt, dem Tod, empfangen wird.

Dieser zeigt mit beiden Händen auf Kokoschkas linke Seite, als würde er ihm das Herz herausreißen. Doch, kennt man die Historie der Selbstdarstellungen des Malers, weist er vor allem auf die Stelle der Wunde, mit der er sich in einem seiner ersten Porträts zeigte: 1909 für die Berliner Avantgarde-Zeitschrift „Der Sturm“. Damit begründete Kokoschka seine bevorzugte Außenwahrnehmung als „Oberwildling“, als christusgleicher Außenseiter der Gesellschaft, mit Seitenwunde. Und damit wollte er seine Legende auch beschlossen wissen.

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