Australian Open

Andy Murray: Mit künstlicher Hüfte und unendlichem Willen

TENNIS -  ATP, Australian Open 2022
TENNIS - ATP, Australian Open 2022GEPA pictures
  • Drucken

Andy Murray sah sich vor vier Jahren mit dem drohenden Karriereende konfrontiert, jetzt steht der Schotte nach einem Fünfsatzsieg über Matteo Berrettini in der zweiten Melbourne-Runde. Aber: Was erlaubt sein Körper noch?

Der Schotte Andy Murray, 35, hat in einem packenden Auftaktduell mit Matteo Berrettini die zweite Runde der Australian Open erreicht. Der dreimalige Grand-Slam-Sieger setzte sich am Dienstag nach unterhaltsamen 4:49 Stunden samt Abwehr eines Matchballs gegen den als Nummer 13 gesetzten Italiener mit 6:3, 6:3, 4:6, 6:7 (7), 7:6 (6) durch. Das Spiel war eines der ersten großen Highlights des diesjährigen Turniers.

„Ich habe in den vergangenen Monaten viel Arbeit investiert, um solche Matches zu spielen. Das zahlt sich jetzt aus“, sagte der 35-jährige Murray, der seit 2019 mit einer künstlichen Hüfte spielt. Der fünfmalige Melbourne-Finalist und frühere Weltranglistenerste hatte seine Karriere zwischenzeitlich schon für beendet erklärt.

„Es war mein letztes Match bei den Australian Open – und es war ein großartiges Match“, sagte ein emotional aufgewühlter Murray vor exakt vier Jahren im Melbourne Park, nachdem er zuvor dem Spanier Roberto Bautista Agut einen vermeintlich finalen Kampf geliefert und diesen in fünf Sätzen verloren hatte. Murray aber ist immer noch da. Und er gewinnt wieder große Matches.

Gegen Berrettini diktierte er in den ersten beiden Sätzen das Geschehen, ehe der Vorjahres-Halbfinalist die Initiative an sich riss. Im fünften Satz konnte Murray beim Stand von 4:5 einen Matchball abwehren. Das Match-Tiebreak entschied er mit 10:6 für sich. „Ich bin einfach unglaublich glücklich und stolz“, erklärte der Brite, der auch schon 2022 nach einem Fünfsatzsieg über Nikoloz Basilashvili die zweite Australian–Open-Runde erreicht hatte, dort aber energielos glatt in drei Sätzen am Japaner Taro Daniel scheiterte.
Abermals stellt sich also die Frage, wie gut der 35-Jährige mit der künstlichen Hüfte innerhalb von nur zwei Tagen regenerieren kann – oder ob Siege wie gegen Berrettini die besondere Ausnahme bleiben. Schon am Donnerstag steht ihm voraussichtlich Thanasi Kokkinakis und damit ein neun Jahre jüngerer und sich in Form befindlicher Kontrahent gegenüber.

Zverevs Kampf

Auch Alexander Zverev verhinderte mit einer immensen Willensleistung ein frühes Aus. Der Deutsche Olympiasieger bezwang den peruanischen Qualifikanten Juan Pablo Varillas mit 4:6, 6:1, 5:7, 7:6 (3), 6:4. „Ich bin extrem glücklich, ich habe das in den letzten sieben Monaten vermisst“, sagte Zverev noch auf dem Platz: „Egal, was noch kommt – das Turnier ist bereits ein Erfolg für mich.“ Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Fußverletzung, die er im Halbfinale der French Open erlitten hatte, war dem Deutschen die fehlende Spielpraxis deutlich anzumerken.

Nach einem schwachen ersten Satz steigerte sich der Hamburger zwar, doch im dritten Durchgang kam es zu einem Bruch im Spiel des Weltranglisten-13., der den Sandplatz-Spezialisten Varillas mit Fehlern und Unkonzentriertheiten in die Partie zurückholte. Danach war Zverev als Kämpfer gefragt. Diese Herausforderung nahm der Australian-Open-Halbfinalist von 2020 glänzend an. Nach 4:06 Stunden verwandelte der 25-Jährige seinen zweiten Matchball.

Zverev spielte in der überdachten und klimatisierten Margaret Court Arena. Auf den Außenplätzen war der Spielbetrieb am Dienstag für rund drei Stunden unterbrochen, weil die offizielle „Hitze-Stress-Skala“  gegen 14 Uhr die höchste Stufe erreicht hatte. Auf der Anlage des Melbourne Parks wurden Temperaturen von über 35 Grad gemessen. (cg/ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.