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Wie die Geschichte des Holocaust visuell aufgearbeitet werden kann

Wie können (Bewegt-)Bilder unser visuelles Gedächtnis prägen? Dieser Frage geht ein Forschungsprojekt nach und hat dafür 445 Filmrollen aus Archiven in den USA, Großbritannien, Estland und Russland aufbereitet.

Die Aufarbeitung der visuellen Geschichte des Holocaust steht im Fokus eines Forschungsprojekts, das nun anlässlich des "Holocaust Remembrance Day" im Rahmen einer Veranstaltungsreihe im Filmmuseum in Wien präsentiert wird. Dabei stellte sich etwa die Frage, wie Bilder und vor allem Filmbilder unser visuelles Gedächtnis prägen und wie man in diesen Prozess mit digitalen Mitteln eingreifen kann.

Mit internationalen Gästen aus Wissenschaft und Forschung werden in Filmscreenings, Vorträgen und Diskussionen Fragen nach dem ethischen Umgang mit diesen Bildern, der Bedeutung von Zeugenschaft für die Erinnerungskultur und dem "Nachleben" der Bilder im kollektiven Filmgedächtnis erörtert. Den Anfang macht am 27. Jänner im Österreichischen Filmmuseum die Präsentation mit dem Titel "Von Bildern extremer Gewalt und vom digitalen Kuratieren", im Anschluss wird Atom Agoyans Film "Remember" gezeigt. Am 29. folgt die Präsentation "Das Fortunoff Video Archive, Überlebende und 'archivarischer Aktivismus'" sowie eine weitere Filmvorführung.

In den vergangenen vier Jahren hat das vom Ludwig Boltzmann Institute for Digital History und dem Österreichischen Filmmuseum koordinierte Projekt "Visual History of the Holocaust" gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, Frankreich, Israel und den USA das mediale Gedächtnis des Holocaust ausgelotet. Dabei ging es um jene Spuren, die Filmaufnahmen und Fotografien alliierter Kameraleute, die im Zuge der Befreiung der Konzentrationslager und anderer Orte nationalsozialistischer Massenverbrechen aufgenommen wurden, in den audiovisuellen Medien hinterlassen haben.

445 Filmrollen aufbereitet

Mittels teils neu entwickelter digitaler Technologien wurden 445 Filmrollen im Umfang von 67 Stunden aus Archiven in den USA, Großbritannien, Estland und Russland digitalisiert, analysiert und katalogisiert und mit späteren visuellen Darstellungen des Holocaust - etwa in Spiel- und Dokumentarfilmen, aber auch in Literatur, Videogames und Internet-Memes - verknüpft. Entstanden ist nun eine Online-Datenbank, in der Forschende, Studierende, Pädagogen, Mediengestalter und Künstler, aber auch interessierte Laien erstmals die wichtigsten Primärquellen zur visuellen Geschichte des Holocaust an einem Ort versammelt finden.

"Die in der Erschließung eingesetzten Technologien reichen aber weit über die Holocaust-Forschung hinaus und verändern in fundamentaler Weise die kuratorische Arbeit von Archiven, Bibliotheken, Museen und anderen Einrichtungen zur Bewahrung des Kulturerbes", wie Michael Loebenstein, Direktor des Österreichischen Filmmuseums, im Vorfeld erläuterte.

>>> Zur Homepage des Forschungsprojekts

(APA)

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