"Aggressive Geldpolitik könnte sich gegen uns wenden"

USA FEDERAL RESERVE INTEREST RATES
USA FEDERAL RESERVE INTEREST RATES(c) EPA (Shawn Thew)
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Ein hochrangiges Mitglied der US-Notenbank warnt vor den Folgen des 600 Milliarden Dollar schweren Aufkaufprogramms für US-Staatsanleihen.

US-Notenbankchef Ben Bernanke bekommt intern kräftigen Gegenwind: Die aggressiven Anleihenkäufe der Federal Reserve könnten nach Ansicht eines hochrangigen Notenbankers zu schlimmen Folgeschäden führen. Sobald die Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten an Fahrt aufnehme, müsse das im Spätherbst beschlossene zweite Kaufprogramm für Staatsanleihen überdacht werden, forderte der Chef der regionalen Fed von Philadelphia, Charles Plosser, am Dienstag.

"Die Aggressivität unserer extrem konjunkturstimulierenden Geldpolitik könnte sich gegen uns wenden, wenn wir nicht beginnen sie graduell zu verändern", sagte Plosser, in diesem Jahr stimmberechtigtes Mitglied des Offenmarktausschusses, des wichtigsten geldpolitischen Entscheidungsgremiums der Fed.

600 Milliarden Dollar schweres Aufkaufprogramm

Die Federal Reserve hatte im November ein neues, rund 600 Milliarden Dollar schweres Ankaufprogramm für US-Staatsanleihen beschlossen. Sie will mit dem so in die Wirtschaft gepumpten Geld die anhaltend lahme Konjunktur und vor allem den immer noch unter der Krise leidenden Arbeitsmarkt auf Trab bringen. Für die so ausgelöste Geldschwemme war Bernanke im In- und Ausland heftig kritisiert worden. Experten fürchten unter anderem, dass die auf vollen Touren rotierenden Gelddruckmaschinen der Fed schon bald zu einem Teuerungsschub führen könnten. Auch Plosser sieht dies so.

Die von Bernanke und anderen führenden US-Notenbankern vertretene Auffassung, die Inflation sei gefährlich niedrig und könnte schlimmstenfalls so weit sinken, dass eine Abwärtsspirale zu schwerwiegenden Schäden für die Wirtschaft führe, sei zu pessimistisch, sagte er. "Wenn die Inflationsrate mit aktuell 1,5 bis zwei Prozent auf einem Niveau liegt, das viele Geldpolitiker gut finden, dann folgt daraus nun nicht unbedingt, dass Deflation droht oder dass sie sehr wahrscheinlich wäre."

Triste Situation am US-Arbeitsmarkt

Die Fed hatte ihr zweites Ankaufprogramm zum einen mit der mauen Situation des Arbeitsmarktes, aber auch mit der nach Einschätzung einiger Notenbanker zu niedrigen Teuerungsrate begründet. In den USA liegt die Arbeitslosenquote trotz jüngster Hoffnungszeichen immer noch über neun Prozent und damit für dortige Verhältnisse ungewöhnlich hoch. Plosser sagte, er gehe davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten in der nächsten Zeit steigen werde. Auch Bernanke hatte sich Ende vergangener Woche positiver als zuletzt zur Entwicklung der US-Wirtschaft geäußert. Er ist aber wie die meisten anderen Entscheidungsträger in der Fed noch weit entfernt davon, die Stützungsmaßnahmen der Notenbank, zu denen auch das zweite Ankaufprogramm gehört, zurückfahren zu wollen.

Plosser gilt als geldpolitischer Hardliner, der lieber früher als später die Geldpolitik wieder straffen würde. Die Fed hatte in der Krise ihren Leitzins auf rekordniedrige null bis 0,25 Prozent gekappt sowie zudem massiv Anleihen in ihre Bilanz genommen und auf diese Weise die Geldmenge aufgebläht.

(Ag.)

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