Newcomerin des Jahres

Samara Joy oder: Ein neuer Star am Jazz-Himmel

Dieses Gesicht sollte man sich merken: Samara Joy, geboren 1999 in der Bronx.
Dieses Gesicht sollte man sich merken: Samara Joy, geboren 1999 in der Bronx.(c) REUTERS (MIKE BLAKE)
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Die 23-jährige Sängerin Samara Joy setzt authentisch auf patiniertes Liedgut – und triumphierte bei den Grammys.

Ehre, wem Ehre gebührt. Normalerweise sind es das Porgy & Bess oder das Inntöne-Festival, die junge Jazzkünstler hierzulande einführen. Doch bei der in der Bronx aufgewachsenen Jazzsängerin Samara Joy war es das sonst eher vorsichtig buchende Wiener Konzerthaus. Am 23. Februar 2022 gab die wunderbar intonierende 23-Jährige dort ihr Wien-Debüt mit patiniertem Liedgut, das in der goldenen Zeit des Jazz Größen wie Carmen McRae, Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan im Repertoire hatten. Nach ihrer Performance gab es damals noch ein kleines Essen backstage, wo sie bei Weißwein, Fisch und Zitronenrisotto davon erzählte, wie sie das gut abgehangene Liedgut im Jahr 2017 an ihrem College so richtig erwischte. In diesen Liedern herrscht beständige Gegenwart. Die Probleme des Herzens, die darin formuliert werden, sind zeitlos. „Und doch kommt man nicht weiter, wenn man nur aufs Gefühl setzt“, erklärte sie: „Gute Technik ist Voraussetzung. Noch wichtiger ist, dass du weißt, was du kannst. Und dass du eine gute Geschichtenerzählerin bist.“

Letzteres bewies sie dann im Juli bei den Inntönen. Besonders ihre erotische Lesart des Klassikers „Can't Get Out Of This Mood“ begeisterte. „Last night your lips were appealing, the thrill should have been all gone by today, but it's only your arms that I'm out of“, sang sie beseelt. Damals reichte ihr Repertoire gerade für ein 75-Minuten-Konzert. Mittlerweile hat Joy mit „Linger Awhile“ ihr zweites, hervorragendes Album herausgebracht. Die Revolution darf man sich nicht von ihr erwarten, nur Traditionspflege aber auch nicht. Auf die Frage, ob der Jazz denn noch Neues entwickeln könne, sagte sie: „Ich denke schon. Jede Generation mischt die Karten neu. Aber um Neues machen zu können, muss man wissen, was vorher war. Die Tradition gilt es zu respektieren, aber man muss einen eigenen Sound entwickeln.“

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