Ein Mann erschoss den ehemaligen Fußballer Volkan Kahraman und beging dann Suizid. Die beiden sollen befreundet gewesen sein. Der mutmaßliche Täter verdächtigte Kahraman aber offenbar, eine Affäre mit seiner Frau zu haben.
Nach der Bluttat in Wien-Simmering am Mittwoch kristallisiert sich immer deutlicher Eifersucht als wahrscheinliches Tatmotiv heraus. Ein 46-Jähriger erschoss in der Etrichstraße den um drei Jahre jüngeren Ex-Fußballer Volkan Kahraman und beging danach Suizid. Die Ermittlungen zum genauen Tathergang und den Hintergründen sind noch im Laufen, die Ergebnisse der Obduktion noch ausständig, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, mit.
Fest steht, dass die beiden Männer viele Jahre eng miteinander befreundet waren. Kahraman, der nach seiner aktiven Karriere als Fußballtrainer tätig war, trainierte bis Juni 2022 einen Wiener Unterliga-Verein, den der 46-Jährige sponserte. Dieser führte einen gut gehenden, auf Heizungs-, Solar- und Photovoltaikanlagen sowie haustechnische Sanierungen spezialisierten Installateur-Betrieb. Mit dem Strafrecht war der 46-Jährige bisher nicht in Berührung gekommen, er hatte keine Vorstrafen und galt als unbescholten.
Opfer einer Affäre verdächtigt
Zuletzt besorgte er sich allerdings illegal eine Pistole, die er zu dem vereinbarten Treffen mit Kahraman in einem Simmeringer Kaffeehaus mitnahm. Wie "Österreich" und "Heute" in ihren Freitag-Ausgaben berichteten, soll der 46-Jährige seinen langjährigen Freund einer Affäre mit seiner Ehefrau verdächtigt und Kahraman mit entsprechendem Beweismaterial konfrontiert haben. Offenbar hatte der 46-Jährige das Auto seiner Frau mit einem GPS-Tracker versehen und diese von einem Detektiv observieren haben lassen. Die Hinterbliebenen des Ex-Fußballers - selbst Familienvater - weisen dessen angebliche außereheliche Affäre zurück.
Die Staatsanwaltschaft Wien, die mittlerweile die Medienarbeit übernommen hat, wollte diese Details am Freitag nicht kommentieren. Dass Eifersucht im Spiel gewesen sei, habe bereits die Polizei bestätigt. Mehr werde man dazu nicht bekanntgeben, sagte Mediensprecherin Bussek. Wie viele Schüsse überhaupt abgegeben wurden, sei - unter anderem - Gegenstand der Ermittlungen. Hinweise auf allfällige weitere Tatbeteiligte oder Mitwisser gebe es nicht.
Abschiedsbrief an Neffen übergeben
Der 46-Jährige - Vater zweier Kinder - dürfte sich am Tag mit einem Neffen getroffen und diesem einen Abschiedsbrief übergeben haben, ehe er sich mit Kahraman traf. Über dessen Inhalt gab es seitens der Strafverfolgungsbehörden keine Auskünfte.
Die Bluttat hatte für heftige verbale Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen des Schützen und des Ex-Fußballes gesorgt. Polizisten hatte am Tatort Mühe, Handgreiflichkeiten zu verhindern. Die Polizei dürfte vor allem Sicherheitsmaßnahmen für die Witwe des 46-Jährigen ergriffen haben. "Grundsätzlich können wir zu Details betreffend Überwachungstätigkeiten aus einsatztaktischen Gründen keine Auskunft geben", hieß es dazu seitens der Landespolizeidirektion. Die Folgen der Tat und das aktuelle Geschehen rund um diese würden genau beobachtet, "notwendige Schutzmaßnahmen" durchgeführt bzw. aufrechterhalten: "Dies geschieht insbesondere durch die regelmäßige Einschätzung etwaiger Gefährdungen."
Die Frage, ob es - gegen wen auch immer - Todesdrohungen gebe -, wurde von der Landespolizeidirektion verneint. "Die Einschätzungen haben bislang ergeben, dass es zu keinen Todesdrohungen im Umfeld der Angehörigen gekommen ist."
(APA)