"Apfelbaum II"

Republik erhält 10,6 Mio. Euro für falsch restituiertes Klimt-Bild

Archivbild: Belvedere, lt. Kunstrückgabegesetz 2001 an die Rechtsnachfolger restituiert
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Gustav Klimts "Apfelbaum II" war mit einem anderen Bild verwechselt worden. Nun haben sich die Republik und die Erben von Kunstsammlerin Nora Stiasny auf einen Vergleich geeinigt.

Es war eine folgenreiche Verwechslung: Österreich restituierte 2001 das Gustav-Klimt-Gemälde „Apfelbaum II“, das zuvor im Belvedere gehangen hatte, an die Erbinnen und Erben der im Holocaust ermordeten Kunstsammlerin Nora Stiasny. Jahre später wurde klar, dass man das falsche Bild zurückgegeben hatte. Nach Österreich zurückkommen wird das Werk wohl nicht mehr: Die Republik hat sich nun auf einen Vergleich mit den Erben geeinigt. Diese zahlen 11,3 Millionen Dollar (ca. 10,6 Millionen Euro) an die Republik, wie das Kulturministerium mitteilte. Das Geld fließt in einen künftigen dauerhaften Standort für das Haus der Geschichte Österreich (hdgö).

Das Bild dürfte heute deutlich mehr wert sein. Von Schätzungen um die 30 Millionen Euro war die Rede, als die Verwechslung 2017 vom Kunstrückgabebeirat bestätigt wurde. Zweifel an der Zuordnung hatte es schon gegeben, als das Werk restituiert wurde. Die Finanzprokuratur ließ die Erben daher eine Haftungserklärung unterschreiben: Sie verpflichteten sich, das Bild zurückzugeben, sollten sich neue Erkenntnisse ergeben. Doch als es so weit war, hatten sie es längst verkauft. Zuletzt gehörte es dem französischen Milliardär und Louis-Vuitton-Eigentümer Bernard Arnault. 2018 wurde es als Leihgabe im Leopold Museum gesehen - allerdings nur von Pressevertretern, noch vor Ausstellungsbeginn wurde es angesichts der unklaren Verhältnisse zurückgezogen.

Vertreter der Erben: „Überaus erfreulich"

Alle Rückkauf-Versuche scheiterten am aktuellen Besitzer, der weder mit den Erben noch mit der Republik Österreich in Dialog treten wollte, heißt es nun in einer Aussendung. "Wenn es auch schmerzt, dass es keine Möglichkeit gibt, das Bild 'Apfelbaum II' nach Österreich zurückzuholen, so ist es doch erfreulich, dass die langjährige und komplizierte Geschichte um die Restitution dieses Gemäldes mit dem nunmehr vorliegenden Vergleich ein Ende findet. Gleichzeitig dürfen wir niemals vergessen, dass diesem und anderen Rückgabefällen die systematische Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung unzähliger Menschen während des Nationalsozialismus zugrunde liegen", wurde Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) zitiert. Als "überaus erfreulich" bezeichnete Alfred J. Noll als Vertreter der Erben, dass "nach harten Verhandlungen" mit der Finanzprokuratur nun Einvernehmen hergestellt werden konnte.

Geld wird für dauerhafte Lösung für Haus der Geschichte verwendet

Die Ausgleichszahlung wird als Rücklage im Budget des Ministeriums gebunden. Einvernehmen bestehe mit dem Finanzministerium, dass das Geld für eine künftige, dauerhafte Lösung für den Standort des hdgö zweckgewidmet werde. "Das Haus der Geschichte braucht seit Jahren eine dauerhafte und nachhaltige räumlich Lösung", so Mayer. An dieser werde derzeit gearbeitet, wenngleich noch kein konkreter Plan vorliege, seien 10,6 Millionen Euro "ein gutes Startkapital für eine derartige Herausforderung", meinte die Staatssekretärin.

Dem Bild geht eine bemerkenswerte Geschichte voraus: Lange Zeit galt es als verschollen, bevor Mitte Juli 2017 bekannt wurde, dass es 2001 fälschlicherweise an die Erben von Nora Stiasny restituiert worden war. Klimt malte viele Apfelbäume; jenes Bild, das Nora Stiasny geraubt wurde, heißt eigentlich „Rosen unter Bäumen“ und landete im Pariser Musee d'Orsay.

Dort ist es mittlerweile nicht mehr: Im Vorjahr hat Frankreich, wo es lange kein Kunstrückgabegesetz gab, das Bild schließlich restituiert - an die Erben nach Nora Stiasny.

(APA/kanu)

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