"Der australische Traum"

Australien will Tausende Arbeitskräfte aus Großbritannien „stehlen“

Gesundheitspersonal protestiert in London. Angesichts der Personalknappheit im öffentlichen Sektor des Vereinigten Königreichs stößt der australische Plan auf Bedenken.
Gesundheitspersonal protestiert in London. Angesichts der Personalknappheit im öffentlichen Sektor des Vereinigten Königreichs stößt der australische Plan auf Bedenken.REUTERS
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Das Land lockt mit Stromrechnungen, die in etwa halb so hoch ausfallen wie jene in Großbritannien. Angesichts der britischen Personalnot im öffentlichen Sektor stößt das Vorhaben auf Gegenwind.

Westaustralien unternimmt einen kühnen Versuch, 31.000 britische Arbeitskräfte nach Down Under zu „stehlen“, was zu wütenden Reaktionen geführt hat, berichtet die Boulevardzeitung „Daily Mail“. In Anspielung auf das "Ten Pound Poms“-Programm der Nachkriegszeit werde eine Delegation von Regierungs- und Industrievertretern in diesem Monat das Vereinigte Königreich besuchen, um mehr als 31.000 freie Stellen zu besetzen.

Sie sind neben Ärzten, Polizisten und Lehrern auch auf der Suche nach Bergleuten, Installateuren, Mechanikern und Bauarbeitern und werden in fünf britischen Städten - darunter bei der größten britischen Jobmesse in Bristol - sowie in Dublin in Irland den „australischen Traum“ verkaufen.

Sie versprechen hart arbeitenden Briten, dass sie „alles haben“ können, und werben damit, dass australische Stromrechnungen fast halb so teuer sind wie jene im Vereinigten Königreich, die in diesem Jahr bis zu 4500 Dollar betragen. Damit würden die Briten genug sparen, um 183 Pints Bier, 110 Braten oder 500 Gläser Marmite zu kaufen, um sich wie zu Hause zu fühlen.

„Unsere Löhne sind höher und unsere Lebenshaltungskosten sind niedriger“, versprach Paul Papalia, Australiens Minister für Polizei und Verteidigungsindustrie „Unser Gesundheitssystem ist Weltklasse. Man wird sich um Sie kümmern.“ 

„Wir brauchen jeden Beamten“ 

Angesichts der Personalknappheit im öffentlichen Sektor des Vereinigten Königreichs stößt der Plan jedoch auf Bedenken. Steve Brine, Abgeordneter des Unterhauses und Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales in Großbritannien, sagte: „Jedes Land hat natürlich das Recht, Fachkräfte für das Gesundheitswesen aus anderen Ländern zu importieren - so wie wir es im Vereinigten Königreich tun -, aber es gibt keinen Grund, dass unsere Leute gehen müssen.“ 

Der Tory-Abgeordnete Paul Bristow, bezeichnete die Wahl des Wortes „stehlen“ durch die Australier als „unglücklich“ und fügte hinzu: „Wir müssen die Vorteile der Arbeit im Vereinigten Königreich aufzeigen, um sie zum Bleiben zu bewegen.“ Steve Hartshorn, nationaler Vorsitzender des Polizeiverbandes, warnte: „Wir brauchen jeden Beamten, den wir haben, in dieser Zeit der Krise.“ 

Der Nationale Gesundheitsdienst NHS kämpft mit einem Mangel von 12.000 Krankenhausärzten und mehr als 50.000 Pflegekräfte und Hebammen. „Wenn die Minister das beste Kapital des Gesundheitsdienstes - die Arbeitskräfte - erhalten wollen, müssen sie jetzt über die Gehälter sprechen“, sagte Rachel Harrison, GMB-Nationalsekretärin.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums arbeitet die Mehrheit der im Vereinigten Königreich ausgebildeten Ärzte und Krankenschwestern im NHS.

(ham)

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