Selige: Die frei von Sünde gestorben sind

Papst Johannes Paul
Papst Johannes Paul(c) REUTERS (Peter Andrews)
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Wer in der katholischen Kirche mit der Seligsprechung geehrt wird, soll als Vorbild und Fürsprecher den Gläubigen dienen. Das Verfahren für Johannes Paul II. war das schnellste der jüngeren Kirchengeschichte.

Die Seligsprechung (Beatifikation) durch den Papst ist in der katholischen Kirche die Vorstufe zur und die Voraussetzung für die Heiligsprechung (Kanonisation). Selige und Heilige werden in der katholischen Kirche als Vorbilder christlichen Lebens und Fürsprecher in der Not verehrt. Die Seligsprechung erlaubt die offizielle Verehrung eines verstorbenen Menschen in einer bestimmten Region oder Gemeinschaft, die Heiligsprechung dehnt diese Verehrung auf die gesamte katholische Weltkirche aus. Mit der Seligsprechung stellt der Papst fest, dass ein Gestorbener vorbildlich aus dem Glauben heraus gelebt hat und Jesus Christus "in besonderer Weise nachgefolgt" ist.

Die Seligkeit ist nach der Glaubenslehre der Zustand der Gerechten im Jenseits, die frei von Sünden gestorben sind. Erst seit dem 12. Jahrhundert sind Seligsprechung und Heiligsprechung in der lateinischen Kirche dem Papst vorbehalten. Die Unterscheidung zwischen Beatifikation und Kanonisation wurde amtlich erst seit der Reformation gemacht.

Den Antrag zur Seligsprechung stellt der örtlich zuständige Bischof. Ein Kirchengericht prüft dann, ob die fragliche Person "auf heroische Weise" tugendhaft gelebt hat und im "Ruf der Heiligkeit" gestanden bzw. ein Martyrium erlitten hat. Nach dem Urteil des Gerichts prüft die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Vatikan die Unterlagen.

Bei Nicht-Märtyrern ist auch die Anerkennung eines "Wunders" - meist einer medizinisch nicht erklärbaren Heilung, die in direktem Zusammenhang mit Gebeten zum Verstorbenen steht - notwendiger Teil des Prozesses. Wenn das Wunder anerkannt ist, legt die Seligsprechungskongregation ihre Empfehlung dem Papst vor. Das gesamte Verfahren dauert oft mehrere Jahrzehnte. Für eine Heiligsprechung ist ein weiteres Verfahren - einschließlich der Anerkennung eines (weiteren) Wunders - notwendig.

Papst Benedikt XVI. hatte 2005 entschieden, dass die Seligsprechungsfeiern im Regelfall nicht mehr in Rom, sondern in der örtlich zuständigen Diözesen stattfinden. Damit soll der Unterschied zu Heiligen deutlicher gemacht und gleichzeitig die Verbindung der Seligen mit einem bestimmten Land oder Ort hervorgestrichen werden. Nach dieser Neuregelung wurde der oberösterreichische Kriegsdienstverweigerer und Märtyrer Franz Jägerstätter 2007 in Linz seliggesprochen.

(APA)

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