Stundenlang warteten Pilger vor dem Petersdom, um zum Sarg von Johannes Paul II. zu gelangen. Am Abend kommt er an seinen endgültigen Platz in der Sebastianskapelle im Petersdom.
Die ganze Nacht über wollte die Schlange vor dem Petersdom nicht abreißen: Tausende Pilger wollten zum Sarg des seliggesprochenen Papstes Johannes Paul II., der vor dem Papstaltar aufgebahrt ist. Seit Sonntag pilgerten 250.000 Menschen zum Sarg und nahmen stundenlange Wartezeiten in Kauf.
"Wir haben 1000 Kilometer hinter uns gebracht, um von Sizilien nach Rom zu gelangen. Jetzt sind wir drei Stunden Schlange gestanden, um in die Peterskirche zu gelangen. Doch die Freude, die wir erlebt haben, ist die Belohnung für all unsere Mühen", berichtete Paolo, ein junger Vater aus dem sizilianischen Gela, der mit seiner Familie an der Seligsprechung teilgenommen hat. Am Montagabend wird der Sarg von Johannes Paul II. seinen endgültigen Platz im Altar der San-Sebastiano-Kapelle des Petersdoms finden.
"Sympathie und Herzlichkeit"
Bei dem Dankgottesdienst am Montagvormittag haben 150.000 Pilger teilgenommen. Die Messe wurde vom vatikanischen Staatssekretär, Kardinal Tarcisio Bertone, zelebriert. An der Zeremonie beteiligte sich auch der Krakauer Erzbischof, Kardinal Stanislaw Dziwisz, der 40 Jahre lang Privatsekretär des polnischen Papstes war.
Dziwisz dankte während der Messe Italien für die "Sympathie und die Herzlichkeit", mit der das Land den Papst aus einem weitentfernten Land aufgenommen habe und sein Pontifikat begleitet habe. Die Messe wurde musikalisch durch den Chor von Warschau und das Symphonie-Orchester von Wadowice, dem polnischen Geburtsort des neuen Seligen, gestaltet. Viele junge Pilger übernachteten im Freien in Schlafsäcken, um am Dankesgottesdienst teilzunehmen.
Pilger verlassen die Stadt
Schon davor haben Tausende Menschen die Ewige Stadt verlassen. Die Pilger bestürmten den Hauptbahnhof Termini und die römischen Flughäfen Fiumicino und Ciampino. Die Abfahrt hunderttausender Pilger erfolgte reibungslos. Auch die meisten ausländischen Delegationen, die an der Seligsprechung teilnahmen, verließen die Ewige Stadt.
"Die Organisation hat bestens funktioniert, alles ist gut verlaufen", lobte der römische Bürgermeister Gianni Alemanno. Auch Papst Benedikt XVI. dankte der Gemeinde für die organisatorische Unterstützung. Über 2.000 Militärs und Polizisten waren in Rom im Einsatz, um einen reibungslosen Verlauf der Seligsprechung zu sichern. Höchste Sicherheitsvorkehrungen wurden zur Vorbeugung von Anschlägen ergriffen.
Neue "Santo subito!"-Rufe
Papst Benedikt XVI. hatte seinen Vorgänger Johannes Paul II. am Sonntagvormittag selig gesprochen. 1,5 Millionen Menschen verfolgte in Rom die Messe. Einige Gläubige riefen dabei wie schon bei Tod des aus Polen stammenden Papstes im Jahr 2005 "Santo Subito" ("Sofort heilig"). Damit ein Seliger zum Heiligen werden kann, muss noch ein zweites Wunder vorliegen, das sich erst nach der Seligsprechung zugetragen hat. Das sei "in einigen Jahren" möglich, sagte der Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.
Für die Seligsprechung wurde die Heilung der französische Nonne Marie Simon-Pierre als Wunder anerkannt. Sie war nach eigenen Angaben durch ein Gebet an den verstorbenen Johannes Paul II. von der Parkinson-Krankheit geheilt worden.
(Ag.)