Analyse

Richtungsweisende Schräglagen im bisher härtesten Rennen dieser Ski-WM

Marco Schwarz auf der geliebten „L'Éclipse“ von Courchevel: Der Kärntner ist der rot-weiß-rote Überflieger dieser Ski-WM.
Marco Schwarz auf der geliebten „L'Éclipse“ von Courchevel: Der Kärntner ist der rot-weiß-rote Überflieger dieser Ski-WM. Getty Images
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Wieder überzeugt Marco Schwarz als bester Österreicher. Was aber bedeutet Bronze im Riesentorlauf für die ÖSV-Problemdisziplin?

Marco Schwarz reitet unter der Sonne von Courchevel auf der Erfolgswelle – und beinahe hätte sie ihn zum Weltmeistertitel gespült. Nach dem Silber-Auftakt in der Kombination überzeugte er als Österreichs bester Speed-Pilot (Ränge vier und sechs) und legte nun mit Bronze im Riesentorlauf nach, geschlagen nur von der Schweizer Übermacht in dieser Disziplin, von Marco Odermatt und Loic Meillard.
Tatsächlich ist Schwarz bei all seinen vier WM-Einsätzen um den Sieg mitgefahren, es fehlte nicht viel und der Kärntner wäre der große Star dieser WM geworden. „Planen kannst du so etwas nicht, beim Rennfahren können immer wieder Kleinigkeiten passieren“, erklärte er nach RTL-Bronze.

Was an diesem Freitag bei perfekten Bedingungen auf der „L'Éclipse“-Piste zu bestaunen war, war zugleich das bisher härteste Rennen dieser WM. Ein selektiver, eisiger, hängender und mit 1:20 Minuten Laufzeit vergleichsweise langer Kurs trennte schnell die Spreu vom Weizen, es bedurfte neben perfekter Skitechnik auch Mut. Beste Figur machte Schwarz im ersten und von ÖSV-Coach Martin Kroisleitner drehend gesteckten Durchgang. Als Halbzeit-Führender hatte er selbst Odermatt um über eine halbe Sekunde deklassiert, im Finale verlor er Gold erst nach Fehlern im Schlusshang.

Tückische Kerndisziplin

Mit der Bronzemedaille von Schwarz und dem undankbaren vierten Platz von Stefan Brennsteiner darf der ÖSV auf ein beachtliches Ergebnis verweisen, in jener Disziplin zudem, die bis zuletzt als größte Baustelle im Skiverband galt. Dennoch: Überwunden hat die Skination die Riesentorlauf-Krise noch nicht.

Ja, Ex-Hirscher-Coach Mike Pircher, anfangs noch im Duo mit Ferdinand Hirscher, hatte eine am Boden liegende RTL-Mannschaft übernommen und wieder herangeführt. Doch Schwarz (und Manuel Feller, der bei der WM als Halbzeit-Fünfter im Finale ausschied) fanden in der Technikgruppe von Marko Pfeifer, inzwischen ÖSV-Herrenchefcoach, zur Riesentorlauf-Stärke. Im Weltcup ist man nach wie vor nur die Nummer drei in der Disziplinenwertung, und bei den Damen spiegelte das WM-Debakel mit keiner ÖSV-Läuferin unter den Top Ten die Gesamtsituation wider.

Im Europacup, der für den Weltcup-Nachschub sorgen sollte, muss man bis Position 25 hinablesen, um den ersten Österreicher in der RTL-Wertung zu entdecken, bei den Damen findet sich auch niemand im absoluten Spitzenfeld, geschlechterübergreifend ist der ÖSV in dieser Klasse nur die Nummer vier (die Herren liegen auf Platz sieben). Zu sehr wurde der Europacup vernachlässigt, nicht nur in der alpinen Kerndisziplin.

Noch ein Level darunter erstrahlen die FIS-Listen im Riesentorlauf ebenfalls nicht in Rot-Weiß-Rot. Je jünger die Nachwuchsläufer, desto dünner wird es, bei den Damen zeigt sich trotz einzelner Lichtblicke ein ähnliches Bild. Die Dichte ist freilich groß, der Trainingsaufwand für den Riesentorlauf ist auch für kleinere Teams zu bewerkstelligen, anders als in den Speed-Disziplinen, in denen die großen Skinationen ihre Wettbewerbsvorteile noch ausspielen.

Schweizer Weg

Doppelweltmeister Odermatt ist und bleibt im Riesentorlauf auch nach dieser WM das Maß der Dinge, wie kein Zweiter setzt er Kante, Taillierung und Innenski ein, um den Radius kurz zu halten und Druck aufzubauen. So entsteht Geschwindigkeit. Nur dazu braucht es gerade bei anspruchsvollen Verhältnissen wie in Courchevel vor allem das Selbstvertrauen.

Auffällig bei Odermatt und Meillard: Sie bilden schon seit Jahren den Kern des Schweizer Riesentorlauf-Teams von Heli Krug. Der Tiroler Coach begleitet Odermatt seit Juniorentagen, stieg mit der Nachwuchshoffnung in den Weltcup auf – ein Modell, das immer öfter Anklang auch in anderen Skiverbänden findet.

Für Odermatt ist die WM zu Ende, ÖSV-Aushängeschild Schwarz wird im Stile eines Allrounders am Sonntag auch noch den abschließenden Slalom bestreiten. „Ich gehe mit dem gleichen Konzept hinein. Wenn ich alles beisammen habe, kann auch das gut funktionieren.“

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