Slalom

AJ Ginnis: Wer ist der Sensationsmann?

FIS Alpine Ski World Cup - Men's Slalom
FIS Alpine Ski World Cup - Men's SlalomREUTERS
  • Drucken

Der 28-jährige AJ Ginnis katapultierte Griechenland auf die Ski-Landkarte und holte die erste WM-Medaille für die Hellenen. Auch Kanadas Informatikerin Laurence St-Germain, 28, stellte mit ihrer Gold-Fahrt die WM auf den Kopf.

Courchevel/Méribel. Der Weg zu WM-Silber führte von Vouliagmenis Stränden südlich von Athen über das Skigebiet im zentralgriechischen Parnass-Gebirge in den Salzburger Pinzgau, dann weiter an die US-Ostküste, wieder zurück nach Griechenland und nun ins französische Hochgebirge: AJ Ginnis, 28-jähriger griechisch-amerikanischer Skirennläufer, fuhr im Slalom in Courchevel sensationell auf Platz zwei – nur einen Tag, nachdem auch der Damen-Slalom mit der Gold-Fahrt von Laurence St-Germain ebenfalls eine Überraschung erlebt hatte.

Das Kapitel Ski-Geschichte, das Ginnis, der neue in Athen geborene Vizeweltmeister, nun geschrieben hat, ließ ihn vor allem ungläubig und sprachlos zurück. Vor der Saison 2020/21, nach vielversprechenden Ergebnissen, aber auch zahlreichen verletzungsbedingten Zwangspausen, war er vor die Wahl gestellt worden: weiter auf eigene Kosten für das Ski-Team der USA, der Heimat seiner Mutter, um Startplätze kämpfen oder sein Glück mit dem mittellosen griechischen Skiverband versuchen.

Er entschied sich für Griechenland, wo ihm Vater Alexandros Ioannis, Skischulbesitzer auf dem Parnass, einst die ersten Schwünge beibracht hatte. Er kümmerte sich um erste Sponsoren und mischte mit zwei befreundeten Betreuern nach und nach den Skiweltcup auf. Erste Weltcuppunkte feierte er im Jänner 2021 in Flachau.

Vor zwei Wochen war Ginnis dann bei der WM-Generalprobe in Chamonix mit Startnummer 45 auf Platz zwei gerast, das Sinnbild einer umkämpften Slalom-Saison. Für das abschließende WM-Rennen waren ihm bestenfalls Außenseiter-Chancen zugestanden worden. Am Ende fehlten nur zwei Zehntel auf Gold – dank einer Skitechnik, die er in Kindheitstagen im Skiklub Kaprun in Salzburg und später in der Green Mountain Valley School im US-Bundesstaat Vermont erlernt hatte, und dank der Coolheit des Underdogs.

Das Unerwartete fasziniert

Tags zuvor hatte in Méribel schon eine Kanadierin mit Slalom-Gold die Skiwelt auf den Kopf gestellt. Laurence St-Germain, Informatik-Studentin und neues Pisten-Juwel der Ahornblätter, ist nie besser als Fünfte gewesen und ist jetzt Kanadas erste Slalom-Weltmeisterin seit Anne Heggtveit 1960.

Die 28-Jährige stammt aus dem Skigebiet Mont Sainte-Anne, seit 2015 fährt sie im Weltcup, es dauerte zwei Jahre, ehe sie in Levi im Finale stand. 2018, auf dem Semmering, war sie erstmals in den Top Ten – doch es bleiben einzelne Errungenschaften, bar aller Konstanz, ohne Nachdruck. 2013 war sie aus allen Kadern geflogen, kam wieder zurück, sie versteht es, zu kämpfen. Ob sie ihren Coup je wiederholen wird, steht auf ganz anderem Papier. Es ist das Unerwartete, das fasziniert.

joe-fin

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

SKI-ALPINE-WORLD-2023-SLALOM-MEN
Ski-WM

Kristoffersen gewinnt Slalom-Gold, der Grieche Ginnis Silber

Henrik Kristoffersen war Sechzehnter nach dem ersten Durchgang und gewinnt WM-Gold. Der Grieche AJ Ginnis feiert ein Märchen mit Silber, Griechenlands erster WM-Medaille. Und Manuel Feller? Er fiel im Finale als Halbzeitführender zurück

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.