Literatur

"Absurde Zensur" bei Kinderbüchern von Roald Dahl: Auch Rushdie protestiert

Roald Dahl.
Roald Dahl.(c) imago images/
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Auch Salman Rushdie hat sich in einer hitzig geführten Debatte um die sprachliche Anpassung der Kinderbücher von Roald Dahl ("Matilda") zu Wort gemeldet.

Inwieweit darf, muss, soll ein Verlag Kinderbücher an den modernen Sprachgebrauch anpassen? Was hilft beim Verständnis und was ist ein unzulässiger Eingriff? Gibt es gar eine "kriecherische Befindlichkeitspolizei"? Diese Debatte hat nun auch die populären Bücher von Roald Dahl (1916 - 1990) erreicht. Der Puffin Verlag entschied, darin Wörter wie "fett" oder "hässlich" durch weniger abwertende Begriffe zu ersetzen.

Dahls meist abgründigen, fantastischen, anarchischen Geschichten sind vor allem im angloamerikanischen Sprachraum Kult, er schrieb etwa "Matilda" (auch hierzulande immer wieder Schullektüre), "Charlie und die Schokoladenfabrik" und "Der fantastische Mr. Fox“. Viele seiner Bücher wurden verfilmt.

Das Adjektiv "fett" gestrichen

Der britische Telegraph berichtete nun, dass in der Neuauflage der Schokoladenfabrik die Formulierung "enormously fat" auf "enormous" reduziert wurde, die Oompa Loompas seien nicht mehr männlich, sondern geschlechtsneutral. Auch in anderen Büchern sei das Adjektiv "fett" verschwunden.

Der Verlag und die Roald Dahl Story Company, die den Nachlass des Schriftstellers verwaltet, bestätigt, dass "anstößige Inhalte und Wörter" aus neuen Ausgaben der Kinderbücher entfernt würden. Das betreffe Themen wie Gewicht, psychische Gesundheit, Gewalt, Gender und Hautfarbe. Es sei nicht ungewöhnlich, die Sprache und andere Details bei Büchern, die vor langer Zeit geschrieben wurden, anzupassen. Die Veränderungen seien "wohlüberlegt und verhältnismäßig gering“ ausgefallen.

Für Dahls Originalwerk und gegen die Änderungen wurden viele Stimmen laut. Am prominentesten: Salman Rushdie hat sich in einer hitzig geführten Debatte um die sprachliche Anpassung der Kinderbücher von RoaldDahl zu Wort gemeldet. In einem Tweet kritisierte der britisch-indische Schriftsteller die Entscheidung des Verlags.

Der 1990 gestorbene britische Autor Dahl sei "kein Engel" gewesen, schrieb Rushdie, doch der Verlag Puffin Books betreibe "absurde Zensur" und solle sich schämen.

Rushdie wurde daraufhin jedoch selbst zur Zielscheibe von Kritik. Die britische Komikerin Abi Roberts warf ihm vor, sich mit der Beschreibung Dahls als "kein Engel", der "zensierenden Linken" anzubiedern. Rushdie stellte daraufhin klar, dass er zwar das Werk Dahls gegen eine "kriecherische Befindlichkeitspolizei" verteidige, aber Dahl ein "bekennender Antisemit mit ausgeprägten rassistischen Tendenzen" gewesen sei. (Der Autor stand wegen antisemitischer Äußerungen in der Kritik. Seine Familie entschuldigte sich 2020 für seine Auffassungen.)

(rovi)

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