Akademietheater

Stressiger Familienausflug nach Auschwitz

Ungleiche Brüder: Roland Koch (links) als Serge und Michael Maertens als Erzähler Jean in der Dramatisierung von Yasmina Rezas Roman.
Ungleiche Brüder: Roland Koch (links) als Serge und Michael Maertens als Erzähler Jean in der Dramatisierung von Yasmina Rezas Roman. (c) Matthias Horn
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Yasmina Rezas Roman „Serge“ wurde von Lily Sykes als seltsame Komödie auf die Bühne gebracht. Gekonnt gespielt. Und dennoch ziemlich platt.

Am Ende geht sogar den Tauben die Lebenskraft aus. Fast zwei Stunden lang haben sich die Geschwister der ursprünglich aus Zentraleuropa stammenden jüdischen Familie Popper in Frankreich gnadenlos miteinander angelegt. Man kennt nun ihre Beziehungskrisen und beruflichen Niederlagen zur Genüge, das Dämmern weit nach der Lebensmitte. Ihre Mutter ist gestorben, Enkelin Joséphine besteht nun darauf, dass ihr jähzorniger, sich für genial haltender Vater Serge, dessen jüngere Schwester Nana und der Mittlere, Jean, mit ihr nach Auschwitz fahren, um ihre Wurzeln zu ergründen. Inzwischen sind sie wieder zu Hause, sitzen im Wartesaal eines Spitals. Krebsverdacht! Und was passiert? Eine Taube fällt tot herab, eine zweite und noch einige mehr. Deutliche Zeichen: Hier ist die Luft raus!

Leider muss man das am Ende auch über die Uraufführung von „Serge“ im Akademietheater sagen, die von der Britin Lily Sykes inszeniert wurde. Sie hat mit Andreas Karlaganis eine Bühnenfassung aus Yasmina Rezas gleichnamigem kurzen Roman gemacht, die aber nicht an die Schärfe heranreicht, mit der die Bestsellerautorin in ihren tollsten Stücken (wie etwa „Der Gott des Gemetzels“) die bessere Gesellschaft sarkastisch zerlegt. Geworden ist daraus bei allem Können des daran beteiligten Burgtheater-Ensembles eine Komödie voller platten Gewitzels, der dennoch das robuste Agieren in anarchischen Lustspielen fehlt.

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