Mit Andy Warhol und den deutschen Malerfürsten inszeniert Schröder im zweiten Teil der Albertina-Saga zur Druckgrafik-Geschichte eine „Revolution“ der Größe .
Millionen klitzekleiner Pünktchen scheinen hier auf eine schwarze Fläche herniederzuprasseln – wie ein Sommerregenschauer auf einen dunklen Teich: In epischer, sechs Meter langer Breite und zweieinhalb Meter Höhe hat Franz Gertsch uns sein „Schwarzwasser“ für die Ewigkeit fixiert. Wie viele Monate ist der Schweizer Fotorealist Anfang der Neunzigerjahre wohl an diesem Triptychon gesessen? Und wie viele Assistenten? Hieß es doch, diesen Schnappschuss Gertschs, der nicht einmal eine Sekunde dauerte, mit der Hohlkehle auf eine gefärbte Holzplatte zu übertragen – in pointillistischem Stil.
Auf dickes Japanpapier gedruckt, hängt dieses Meisterwerk der zeitgenössischen Druckgrafik jetzt feierlich in der Albertina Modern, im meditativsten, klarsten Raum dieser mit starken Eindrücken wahrlich nicht geizenden neuen Ausstellung. Durch seine Ruhe ist in diesem Saal auch gut nachzudenken, welche große Erzählung die Albertina hier gerade an beiden Standorten wagt: Im Haupthaus hat sie vor wenigen Wochen angehoben, dort spürt man der Geschichte der Druckgrafik ab dem Mittelalter nach. Anhand der großen Namen lernen wir, wie die Bilder „laufen lernten“, als sie durch die Vervielfältigungsmethoden auf Papier mobil wurden. Es war das Fernsehen von damals. Bis eben das Fernsehen (beziehungsweise die Fotografie) erfunden wurde.