Wie hoch wird das künftige Pensionsantrittsalter liegen?
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Mitreden: Weniger arbeiten, dafür länger?

Gewerkschaften fordern sie, Ökonomen sehen sie skeptischer: die Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn. AMS-Vorstand Kopf lässt mit einem neuen Vorschlag aufhorchen. Wird in Zukunft weniger - aber dafür länger - gearbeitet? Welche Folgen hätte dies für den Wohlfahrtsstaat? Diskutieren Sie mit!

Die Art zu arbeiten, verändert sich: Galt die Coronapandemie als Katalysator für flexible Arbeitsmodelle - wie Home-Office, Workation und Remote Work - scheint nun die Diskussion rund um die Vier-Tage-Woche und verkürzte Arbeitszeitmodelle in aller Munde. Nicht zuletzt entfacht durch Pilotprojekte in ganz Europa.

2015 testete Schweden in allen kommunalen Krankenhäuser und Pflegehäuser verkürzte Arbeitszeitmodelle, in Belgien ist die Vier-Tage-Woche für die Privatwirtschaft seit November offiziell im Gesetz verankert und zuletzt kam das bisher größte, sechsmonatige Pilotprojekt in Großbritannien zu einem Abschluss. Mit positiver Bilanz: Die Unternehmen berichten von weniger Krankenständen und höherer Zufriedenheit der Angestellten.

Doch es scheitern auch einige dieser Versuche. Das gebündelte Arbeitspensum führte unter anderem am KTM-Standort in Oberösterreich dazu, wieder den Vollzeitbetrieb aufzunehmen. So warnt auch die Ökonomin Monika Koppl-Turyna, dass sich die Idee der Arbeitszeitverkürzung als kontraproduktiv erweisen könnte. Ihr Argument: Wenn weniger Stunden pro Woche gearbeitet werde, sei zu befürchten, dass sich der Arbeitskräftemangel weiter verschärft.

Tatsächlich mangelt es österreichweit an qualifiziertem Personal. Ein Umstand, den auch AMS-Chef Johannes Kopf zu bedenken gibt, wenn es um neue Jobformen geht. So rät er davon ab, eine generelle Arbeitszeitverkürzung in Betracht zu ziehen, sondern viel eher: Weniger Stunden pro Woche über das jetzige Pensionsalter hinaus zu arbeiten.

Aber: Österreich liegt bei der Beschäftigung Älterer hinter vergleichbaren Staaten, schreibt Wirtschaftsredakteurin Jeannine Hierländer im „Presse"-Leitartikel. In Schweden und Dänemark waren zuletzt 77 bzw. 72 Prozent der Altersgruppe 55 bis 64 beschäftigt. In Österreich waren es 55 Prozent, zeigt eine Auswertung der Agenda Austria von Eurostat-Daten. Doch obwohl von einer Pensionsreform zuletzt keine Rede war, sei die Beschäftigung älterer Menschen für die Politik ein brisantes Thema, bespricht Hierländer im „Presse"-Podcast mit Christine Mayrhofer.

Unterm Strich sind Unternehmen gefordert, attraktive Modelle anzubieten, um am Arbeitsmarkt attraktiv zu sein. Aber auch ihre wirtschaftlichen Ziele einzuhalten. Die Arbeitskraft ist jedenfalls vorhanden, war doch die Arbeitslosigkeit 2022 so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. Selbst die Zahl der Langzeitarbeitslosen gehe zurück, schreibt David Freudenthaler, und auch bei der Altersarbeitslosigkeit zeichne sich eine Besserung ab: Zum Jahresende vermerkt die Arbeitsmarkt-Statistik nur 104.990 Personen über 50 Jahren ohne Beschäftigung.

Dennoch gibt es viele offene Jobs. Über die Frage, ob sich die Einstellung zur Arbeit durch Corona generell geändert habe, sprach Wirtschafts-Redakteur Jakob Zirm mit Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

(est)

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