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Mitreden: Wie gefährlich ist TikTok?

Man filmt, tanzt, singt, scherzt und teilt das Video: So könnte man die Funktionen der App TikTok beschreiben. Doch längst stiehlt sie nicht mehr nur Aufmerksamkeit, sondern auch Daten. Sollte die Nutzung eingeschränkt - oder sogar verboten - werden? Diskutieren Sie mit!

2016 als „Musical.ly“ bekannt geworden, erlebte die App ihren Durchbruch erst im Jahr 2018 - unter dem neuen Namen „TikTok“. Getäuscht haben sich jene, die dachten, es brauche nicht noch eine weitere Unterhaltungs-App. Denn der Anbieter für Kurzvideos ist die am schnellsten wachsende Social-Media-Plattform weltweit. Eine Milliarde Menschen haben die App aus China installiert, 125 Millionen davon in der EU. Der Aufschwung könnte jedoch ein jähes Ende nehmen - vielerorts ist die Nutzung bereits untersagt.

Immer öfter sieht man Jugendliche mitten auf der Straße tanzen, singen, herum hanteln, den Weg blockieren. Alles für ein paar Klicks und Follower auf Social Media. Das Schamgefühl ist zwar nicht erst durch TikTok im fliegenden Fall, jedoch hat sich der Anbieter zu einem Suchtfaktor für Jugendliche weltweit entwickelt. Stundenlang wird das Scrollen fortgesetzt: um personifizierte Inhalte förmlich einzusaugen, sich zu belustigen oder eben auch riskante Herausforderungen anzunehmen.

Dabei ist die Tragweite nicht zu unterschätzen: Auf Social Media verstecken sich hinter schnelllebigen Tanzvideos und Feel-Good-Inhalten in Pastelltönen oftmals fragwürdige Weltanschauungen, warnt „Presse"-Redakteurin Christine Mayrhofer. Ob vom viel kritisierten Hashtag #stayathomegirlfriend bis hin zu den #tradwifes, kurz für „traditional wives“, gibt es auf TikTok unter anderem fragwürdige Frauenbilder.

Die vermeintliche Unterhaltungsplattform habe sich insgesamt bereits zu einem Politikum entwickelt, schreiben Marlies Eder, Tech-Journalistin Barbara Steinbrenner und Christoph Zotter in einem „Presse"-Leitartikel. Der chinesische Tech-Gigant ist zu einem Faktor im geopolitischen Machtkampf zwischen Washington und Peking geworden. Die USA und die EU schätzen die App als Sicherheitsrisiko ein. Denn: TikTok überwache und speichere sämtliche Smartphone-Aktivitäten und gebe sie an die chinesische Regierung weiter. Doch wie konnte es so weit kommen?

Hinter der einfachen „Musik-App“ verbirgt sich ein ausgeklügeltes System: Die sogenannten Creator werden mit virtuellen Diamanten belohnt, die sie von ihren Zuschauern erhalten, weiß „Presse"-Journalistin Barbara Steinbrenner.  Diese Diamanten werden von den Usern zuvor in der App gekauft. An diesen Einnahmen verdient auch TikTok. Seit Ende Februar gehen satte 50 Prozent davon an das Unternehmen. Mit Erfolg: Der Wert des Unternehmens wurde vor vier Wochen von Experten auf mehr als 50 Milliarden US-Dollar geschätzt. Allein 2023 habe die App somit bereits 205 Millionen Dollar mehr verdient als Facebook, Twitter, Snap und Instagram zusammen.

Neben der Vermutung, eine Monopolstellung anzustreben, gibt es noch einen weiteren - viel größeren - Kritikpunkt: Was passiert mit all den Daten? „Klickt ein Nutzer auf einen Link, werde der Eindruck erweckt, dass die App verlassen wurde. Das sei aber nicht der Fall. Jeder Klick, jede Eingabe findet in der App statt und damit unter den Augen von TikTok. Die einzige Möglichkeit, die Überwachung durch TikTok zu verhindern, sei, „die App nicht zu nutzen oder zu löschen“, sagt Marvin Petzolt, ein Spezialist der Sicherheitsfirma NordVPN, gegenüber der „Presse“.

Deshalb bannen weltweit immer mehr Länder - wie Indien und Indonesien - die App als Ganzes. Oder die Regierungen und Behörden sperren TikTok von den Handys ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So dürfen auch Regierungsangestellte in den USA, Kanada und Taiwan die App nicht nutzen. Nun überlegt auch Österreich derartige Schritte.

(est)

Diskutieren Sie mit: Wie gefährlich ist TikTok? Wie wird die Politik zwischen China und dem Westen dadurch beeinflusst? Welches Risiko steckt hinter der Datenverbreitung? Und: Nutzen Sie die App überhaupt?

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