Julia Schochs Roman „Das Liebespaar des Jahrhunderts“, nüchtern und reflektierend erzählt, ist eine Antithese zur aktuellen Kränkungs- und Erregungsliteratur.
Von allem, was an Autofiktion derzeit geschrieben ist, ist Julia Schochs Trilogie „Biographie einer Frau“ vielleicht etwas vom Interessantesten, weil es den Versuch unternimmt, das Leben eines Ichs über seine wichtigsten Beziehungen darzustellen und allein dem Titel nach („Biographie einer Frau“) den Anspruch erhebt, über das rein Subjektive hinauszugehen und in der Darstellung eines individuellen Frauenlebens etwas Allgemeingültiges zu entdecken. Bezog sich der erste Teil „Das Vorkommnis“ mehr auf Herkunft und Stammfamilie, geht es im zweiten Buch „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ nun um die lebensbestimmende Mann-Frau-Beziehung der Ich-Erzählerin, die augenscheinliche Parallelen zur Autorin Julia Schoch, Jahrgang 1974 und in der DDR sozialisiert, aufweist. Und so ist der 191 Seiten umfassende Text sowohl Liebesroman als auch Lebensbericht, weil die Liebe die Biografie der Frau, um die es geht, fundamental bestimmt – wodurch die Frau, die hier erzählt, aber keineswegs unemanzipiert erscheint, das sei vorweg gleich klargestellt.